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3. Binswangen,


Pfarrdorf, Gemeinde III. Kl., mit 609 Einw., worunter 18 Evang., Filialisten von Neckarsulm.

Binswangen liegt anmuthig und freundlich in dem Thal der Sulm, doch nicht in der eigentlichen Thalsohle, sondern auf der gegen Südwesten zur Sulm abfallenden Anhöhe, hauptsächlich längs der den Ort durchziehenden etwas unebenen Hauptstraße. Das östliche Ende Binswangens ist von dem westlichen des Nachbardorfs Erlenbach nur ungefähr 350 Schritte (5 Minuten) entfernt, und die beiden Dörfer gewähren durch ihre Lage unter und an den hinter ihnen aufsteigenden Bergen, von denen sie sich hell abheben, von den südlichen Höhen, wie dem Wartberg, aus gesehen, einen sehr hübschen Anblick. Die Ortsstraßen sind chaussirt und gekandelt und in gutem Zustand.

Die Kirche, einschiffig, mit runder Apsis, steht in der Richtung von Süd nach Nord ziemlich erhöht auf einer Terrasse über der Straße auf der nördlichen Seite des Orts. Eine Steintreppe mit 29 Stufen führt von der Straße durch ein rundbogiges Portal zu ihr hinauf. Sie ist dem h. Michael geweiht und nach einer auf der Südseite über dem Hauptportal befindlichen Zahl im Jahr 1788 erbaut, eingeweiht im J. 1818. Ihr Stil ist der sog. Jesuitenstil des Rococo, sie ist ähnlich der Kirche zu Erlenbach, doch einfacher gehalten. Drei Eingänge führen in die Kirche, der Haupteingang im Süden mit Rundbogen, auf dessen Schlußstein steht Soli deo gloria. Darüber enthält eine Nische den roh gearbeiteten St. Michael, auf dessen Schild die Worte stehen Quis ut deus. An den Ecken und zwischen den Stichbogen-Fenstern sind außen dorische Pilaster. Die Decke des Schiffs ist leicht gewölbt, bläulich gehalten, von einem Gesimse mit Tropfen aufsteigend. Ein Rundbogen führt zu dem um 3 Stufen erhöhten, im Halbkreis angefügten Chorhaus, das den Hauptaltar enthält. Außen an der südlichen Mauer sind 2 Grabsteine eingesetzt, links der von Pfarrer Panzer † 1846, rechts der des Pfarrers Senft † 1814.

Östlich neben der Apsis erhebt sich der 4eckige, wie die Kirche weiß verputzte Thurm in 3 Stockwerken, mit dorischen, jonischen und korinthischen Pilastern und kräftigen Gesimsen; die 2 oberen Stockwerke haben abgeschrägte Ecken. Oben ist eine mit Schiefer

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 284. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0284.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)