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Eingang führt eine zweiarmige große steinerne Freitreppe mit steinernem Geländer. An dieser Treppe ist vorn das Wappen von Neckarsulm angebracht, 3 Ringe und das Kreuz, zwei Ringe rechts und links vom oberen Kreuzarm, der dritte auf dem unteren sitzend. Darüber sind 2 offene Turnierhelme, rechts ein wachsendes, nach links sehendes Pferd, links auf einem Adlerflügel 2 kreuzweis stehende Schlüssel. Zur Rechten und Linken des Schildes unten sind kriegerische Embleme. Über der Thüre sieht man in Medaillon die Justitia, darüber groß das württembergische Königswappen mit Krone unter einem mit Hermelin ausgeschlagenen Mantel; darüber ist die Verdachung abgebrochen mit aufgesetzten Vasen. Außen an der Façade und an den Eckpfeilern sind Pilaster mit jonischem Kapitäl im Rococostil. Oben in bemaltem Giebel sieht man die Uhr; in der Mitte des Firsts ein Glockenthürmchen. Das Rathhaus enthält unten Räume für Feuerlöschgeräthschaften; im ersten Stock befindet sich neben einer großen Hausflur, dem sog. Verkündboden, eine Küche, noch aus der Zeit stammend, wo die größeren Hochzeiten auf dem Rathhaus gehalten wurden.

Das Schulhaus, ein schöner, stattlicher dreistockiger Bau von Sandstein, mit schiefergedecktem Walmdach an der Neckarstraße wurde im Jahr 1852 neu erbaut; es enthält 6 größere und 2 kleinere Lehrzimmer, in welch letzteren die Latein- und Realschule untergebracht sind; parterre ist ein Wohnzimmer für einen Lehrgehilfen. Die Lehrer wohnen in Privathäusern mit Hausmietheentschädigung. Die Volksschule zählt vier ständige Lehrer und eine Lehrschwester; die Latein- und Realschule hat je einen Lehrer; die Kleinkinderschule wird von zwei barmherzigen Schwestern geleitet. Für die Kleinkinderschule wurde im Jahr 1879/80 ein besonderes Lokal hinter dem Schulhaus eingerichtet, unten von Stein, oben Fachwerk. Im oberen Stock enthält dieses Gebäude den Zeichensaal.

Die Gemeinde besitzt drei öffentliche Backhäuser, ebenso ein Schafhaus. Das Armenhaus steht nördlich von der Stadt an der Kochendorfer Straße, gegenüber der Marienkirche.

Keltern bestehen 4 mit zusammen 11 Bäumen und 4 Radpressen. Eine dieser Keltern steht in der Keltergasse, ein großes, gut gebautes, steinernes Gebäude, zum Theil erbaut von den Steinen der Ruine Scheuerberg. An einem Stein an der Ecke steht die Jahreszahl 1567, die Zeit der Erbauung; an der Südseite an einer Fenstersteinfüllung leicht eingeritzt 1655.

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 248. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0248.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)