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mäßig, gegen Norden zum Theil unmittelbar gegen die Sulm ziemlich steil abfällt. Ehemals war die Stadt befestigt mit einer 30 Fuß hohen, mit Schießscharten und einem bedeckten Gang versehenen Mauer, von der an der Nordseite, an einem Theil der West- und der Südseite noch bedeutende Reste vorhanden sind. Von dem 40 Fuß breiten, zum Theil mit Wasser gefüllten Graben, der jetzt größtentheils zugeworfen und zu Gartenanlagen u. s. w. verwendet worden ist, lassen sich nur noch wenige Spuren erkennen.

Die Stadt soll 10 Thürme gehabt haben, von denen jedoch jetzt nur noch 3 stehen, nämlich 2 runde an der nordöstlichen und nordwestlichen Ecke und ein viereckiger im Südosten, der sog. Centthurm. 1816 fiel der Thurm am oberen Thor, 1837 die daran stoßende Mauer, 1846 der untere Thorthurm, 1840 wurde nach Osten von der Rathhausgasse aus ein freier Ausgang eröffnet und dort die Stadtmauer sammt dem Thurm (dem sog. Hexenthurm) abgebrochen. 1851/52 fiel vollends die ganze östliche Mauer und Graben. Die Stadt hatte also nur 2 Thore, und war und ist noch von der in dieser Richtung laufenden Hauptstraße durchzogen. In jüngster Zeit ist auch an der Westseite die Mauer durchbrochen und niedergelegt worden und es führt hier eine neuangelegte Straße hinunter.

Im Südwesten der Stadt, zwar mit ihr in Zusammenhang stehend, aber doch wieder durch besondere Mauer von ihr getrennt, stand das Schloß (das heutige Oberamtsgebäude); ein Thor führte von der westlichen Seite der Stadt dazu, das sog. Schloßthor. Von den Befestigungen des Schlosses ist noch erhalten der in der südwestlichen Ecke stehende viereckige Thurm, die Mauer im Westen mit dem Zwinger, sowie die Mauern, welche den nach Süden gegen die Bleichwiesen führenden Ausgang zu beiden Seiten einschließen. Verschwunden ist der an die Westseite des Hauptgebäudes sich anschließende bis an den Thurm reichende Bau, ein auf Arkaden ruhendes einstockiges Gebäude mit hohem Giebeldach, dessen ehemaliger Ansatz am Thurm und am Hauptgebäude noch zu erkennen ist. Daneben, gegen Süden gehend, befand sich das „Fürstenzimmer.“ Verschwunden ist seit 1842/44 gleichfalls der den Schloßhof im Norden begrenzende, von Ost nach West ziehende Flügel, der, ehe das jetzige Hauptgebäude dazu eingerichtet wurde, die Kön. Oberamtei war. (Vgl. „das Neckarsulmer Tractuschartenbuch von 1779“ auf dem Rathhaus, und den Markungsplan von 1781 in der Oberamtskanzlei.)

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 242. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0242.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)