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Rasch vollziehen sich nun die Geschicke des längst dem Untergang geweihten Römischen Reichs teutscher Nation und seiner unzählbaren grundfaulen Glieder. Zunächst wies der Reichsdeputations-Hauptschluß vom 25. Februar 1803 die Klostergüter im Bezirk den neuen Landesherren der Klöster zu, also insbesondere was Kloster Schönthal besessen, dem Kurfürsten von Württemberg, die Amorbachischen Güter dem Fürsten von Leiningen, welcher dieselben übrigens 1805 an den Deutschorden austauschte. Der genannte Kurfürst hatte, auf die Gunst vertrauend, deren er sich bei Napoleon erfreute, den Muth, am 19. November 1805 ein Patent zu erlassen, wornach die Güter des Deutschordens gleich denen der Johanniter und der Reichsritterschaft vorläufig okkupirt werden sollten, mehrere Wochen bevor jener der Schlacht von Austerlitz folgende Tagesbefehl die französischen Kommandanten anwies, den Truppen und Agenten der Kurfürsten von Bayern, Württemberg und Baden in der Besitzergreifung der Güter des Deutschen Ordens in ihren Landen bewaffnete Hilfe zu leisten, und ehe der Preßburger Friede vom 26. Dezember 1805 das Neckaroberamt Horneck an Württemberg auslieferte. Also wurden noch im November die kurwürttembergischen Wappen und Besitzergreifungs-Patente angeschlagen in den reichsritterschaftlichen Orten Jagsthausen, Widdern, Züttlingen, Assumstadt, Bürg und in sämmtlichen Deutschordens-Gemeinden, Neckarsulm voran. Da in Gundelsheim einiger Widerstand erfolgte, kamen die württembergischen Kommissarien dahin nochmals mit 50 Soldaten. In Kochendorf wurden die Kasse und das Archiv versiegelt. In Vollziehung, wie es scheint, des Art. 12 des Preßburger Friedens, welcher dem Hoch- und Deutschmeister vollständige Entschädigung verhieß, befahl Napoleon im August 1806, im ganzen ehemaligen Oberamt Horneck, wie in Öhringen etc., die württembergischen Wappen wieder abzunehmen; am 18. ließ der in Neckarsulm liegende französische Obrist das Deutschmeisterwappen wieder anschlagen und es traf von Mergentheim, welches noch bis 1809 dem Hoch- und Deutschmeisterthum verblieb, Hofrath Schrodt als Regierungs-Kommissär und Administrator ein. In diese Zeit fällt eine Begebenheit, welche die ganze Gegend noch ungleich mehr als diese Besitz- und Machtveränderungen aufgeregt und den Gemüthern wohl am leichtesten über die Wechsel hinübergeholfen hat.

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 222. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0222.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)