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Abtheilung der kurbairischen Besatzung von Heidelberg wieder Horneck ein. Am 8. März 1648 ließen die Franzosen in Neuenstadt viel mitspazieren, im April und Mai dauerten die Durchzüge fort; selbst nach dem Friedensschluß lagen noch einige Zeit Franzosen in Neckarsulm, und die Schweden gaben erst im Sommer 1649 Horneck dem Deutschorden zurück. Wie es im Bezirk aussah, als die letzten fremden Völker ihn verließen, mag man aus einer Tabelle über den Abgang seit der Nördlinger Schlacht in Stadt und Amt Neuenstadt vom 22. September 1652 ersehen. Hiernach zählte man

1634 1652 somit
abgegangen
Bürger 852 391 461
Häuser und Gebäu 855 519 336
Äcker im Bau 6105 Morgen 4995 M. 1109 M.
Weingärten im Bau 848 Morgen 474 M. 374 M.
Wiesen im Bau 803 Morgen 650 M. 153 M.

(Nach v. Martens a. a. O. und lokalen Mittheilungen).

Es ist wie ein Nachzittern der Schrecken dieser langen grausen Zeit, freilich auch ein Vorläufer mancher Erscheinungen bis in unsere Tage herein, daß im Herbst 1663 unsere Gegend mit der ganzen Vorderpfalz von einer heftigen Türkenangst befallen wurde. Am 21. September schrieb der württembergische Generalmajor Hans Jakob Kolb von Reindorf aus Assumstadt an Gottfried v. Adelsheim in Sennfeld, der Herzog Friedrich zu Neuenstadt habe ihm avisiren lassen, daß der Türke bereits mit 50.000 Tartaren in Böhmen stehe und jämmerlich hause. Dann hieß es in Mosbach, General Kolb sei plötzlich in der Nacht durch einen Kourier nach Stuttgart erfordert worden, da wegen der Türkengefahr die württembergischen Landvölker eiligst zusammengezogen werden. Zwar wurde vom Hornberg gemeldet, daß man in Mergentheim von solchen Dingen nichts wisse, aber aus Horneck schrieb der Amtsschreiber Römer 2. Oktober an Weiprecht v. Gemmingen auf Hornberg, daß die Türken bereits Sulzbach und umliegende Orte in Brand gesteckt, so daß man in Nürnberg den Rauch habe sehen können; aus Heilbronn wurde am selben Tage geschrieben, die Türken liegen mit 60.000 Mann zwischen Kulmbach und Nürnberg, Herzog Friedrich in Neuenstadt habe alle Wagen packen und fortführen lassen und in der Umgegend beginne viel Fliehens herein nach Heilbronn; aus Möckmühl kam die Kunde: der Pfarrer habe Betstunden angeordnet und die Bürgerschaft besuche dieselben mit solcher Devotion,

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 218. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0218.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)