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einen Namen erworben, der jetzt, weit außerhalb der Grenzen unseres Vaterlandes, sogar über dem Meere einen guten Klang besitzt. Nach den 1878 neu aufgestellten Statuten dieser segensreichen Verbindung werden nur solche Weingärtner zu der Traubenlieferung zugelassen, welche ihre Weinberge nach dem Ausspruche einer Kommission gut bebauten, sorgfältig gelesene Trauben bringen und bei dem rothen Gewächse mindestens 1/10 edler Früchte, vornehmlich Clevner, zu liefern vermögen. Die Gesellschaft besorgt das ganze Kelter- und Kellergeschäft ohne irgend einen Gewinn für sich, und der Weingärtner, welcher um die Weinbereitung und den Weinverkauf lediglich sich nicht zu kümmern braucht, erhält wenige Tage nach der auf dem Rathhause stattfindenden Weinversteigerung auf Grund seines Waagscheins seinen Betreff all der ganzen reinen Einnahme baar ausbezahlt. (Über die ziffermäßigen Resultate s. unt. landwirthschaftliche Anstalten.)

Der Weingärtner-Verein besitzt eine Rebpflanzschule, er ist Mitglied der Württembergischen Weinverbesserungsgesellschaft und des Deutschen Weinbauvereins; durch seine Ausflüge an den mittleren und oberen Neckar, nach Schorndorf, Waiblingen, Maulbronn und in den Taubergrund, an den Rhein, in die Pfalz und nach Franken knüpfte er schätzenswerthe Verbindungen mit auswärtigen Weinproduzenten an und 1877 und 1878 versuchte er wiederholt das „Räuchern“ als Schutzmittel gegen Frostschaden. Um ein sicheres Urtheil über die Zweckmäßigkeit dieser Maßregel zu gewinnen, müßte jedoch mit den Versuchen fortgefahren werden, was bei dem ausgedehnten Weingebiete, dem sehr zersplitterten Besitzthume, bei der widerwärtigen Handhabung des Theers, aus Vorurtheilen und wegen des Aufwands an Zeit und Geld kaum zu erwarten ist.

Nahezu 3/4 der Bevölkerung betreibt den Weinbau als Hauptbeschäftigung und fast alle bekannten Sorten findet man meist in gemischter Bauart in ihren Weingärten, doch schlagen Sylvaner, Elbling und Trollinger vor und die Müllerrebe (schwarzer Rißling) breitet sich immer mehr aus, was dem Umstande zuzuschreiben ist, daß sehr früh nach dem „rothen Neuen“ gefragt wird, der Stock gerne und stark trägt und der Preis im Verhältnisse zu dem des edlen Clevner sich sehr hoch stellt.

b) Kochendorf,

c) Jagstfeld und

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0143.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)