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III. Weinbau.[1] Der Neckar, welcher unterhalb Heilbronn in den Bezirk eintritt und denselben sowie Württemberg bei Böttingen nach einem Lauf von 181/2 km verläßt, bespült die Weinberge von Neckarsulm, Kochendorf, Jagstfeld, Offenau, Gundelsheim und Böttingen und nimmt auf der rechten Seite die Sulm, den Kocher mit der Brettach und die Jagst auf, an deren Ufern gleichfalls die Rebe wächst.

1. Das Neckarthal. Das untere Neckarthal, belebt durch Flöße, Schiffe und Kettendampfer auf dem Flusse, ausgezeichnet durch Reichthum an Steinsalz, ein vortreffliches Gebiet der Landwirthschaft in allen Richtungen, auch des Obstbaus, kennt nicht unwahrscheinlich seit der Römerherrschaft den Weinbau und dieser blieb trotz mancher Fehljahre eine Quelle des Wohlstands der Bewohner bis auf die Gegenwart. Die Rebe steigt von der Ebene bis zur Höhe von 300 m empor und liefert unter günstigen Verhältnissen von 1 Morgen 12 Eimer Wein. Ehe der Geschmack des Publikums sich dem dunkelrothen oder reinweißen Gewächse zuwandte, wurden hauptsächlich Schillerweine erzeugt, welche fast durchgängig zu den besseren des Landes gehörten. Zu den vorzüglichsten Weinbergslagen ist der Scheuerberg, sowie der Michelsberg und das Himmelreich zu zählen, wovon unten bei Neckarsulm und Gundelsheim die Rede sein wird. An den Einmündungen des Kocher und der Jagst tritt der Muschelkalk wieder auf und es ist das auf sanften Erhebungen zwischen Kochendorf, Offenau und Bachenau sich ausdehnende Weinbaugebiet nicht besonders bedeutend. Der letzte Weinbau treibende Ort im Lande ist Böttingen, hart am Neckar, dessen Niveau 135 m über dem Meere ist.

a) Neckarsulm. Bei dieser Stadt mündet das Sulmthal, welches das Keupergebirge durchbricht, das sich auf dem rechten Neckarufer erhebt und wie bei Heilbronn in den Wartberg, so bei Neckarsulm in den Scheuerberg ausläuft. An diesem länglich abgerundeten Bergvorsprung, auf welchem die Bauern

die alte Burg der Herren von Weinsberg 1525 zerstörten und dessen oberste Erdfläche das Meer um 304 m, das Thal um 150 m überragt, sowie an seinen Vorbergen wächst der Weinstock, der auch noch von der linken Seite der Sulm den Ausläufer des Heilbronner Stiftsbergs bedeckt. Der Scheuerberg


  1. Von Oberamtmann Roger.
Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 141. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0141.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)