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ch wird i eingeschoben in kellich, millich = Kelch, Milch; die Endung ung wird ing, z. B. klaiding; die Endung in wird e oder in z. B. keniche, wärte (-in) für Königin, Wirtin. Doch auch kaiser’n für Kaiserin, „nicht“ lautet überall ned, i fällt aus in ə weng für „ein wenig.“

ei, eu und äu. Werden alle gleich behandelt, weshalb wir sie hier zusammenstellen können. Zum Theil findet sich in einigen Gegenden und in einigen Wörtern die Aussprache ei hell, wie im Schwäbischen, besonders in pfeife, weib, seide und seite, drei, z. Thl. auch fleisch; meist aber = ai, also ai, aiche, flaisch (flâsch) = Fleisch, auch fläsch.

Für „zwei“ zwên (zwâ, zwû); – ferner â, wie gâscht, schulmâschter, sâl, sâfə, für Geist, Schulmeister, Seil, Seife; erscheint ei in der Endung ein, so lautets mein, dein, sein für „mein, dein, sein“, Wein ist wein, dagegen für klein, Bein, Stein erscheint klân, n, schtân.

Vor m entsteht ebenfalls ein Nasallaut, wie nm, nmlich, = heim, heimlich. Dagegen in leim und beim ist meist wieder das helle, schwäbische ei.

Statt ân erscheint zum Theil auch än (Möckmühl) z. B. n und schtän für Bein und Stein.

Die Endung „heit“ erscheint immer als et: kranket.

Die Endung „keit“ ist „kait“, z. B. eiwichkait = Ewigkeit. „Arbeit“ lautet ärwət. – Über die Deminutivendung siehe unten.

Ebenso lautet eu zum Theil ei oder ai, z. B. ail, hai, lait, nai, daier, für Eule, Heu, Leute, neu, theuer; zum Theil â oder äi, wie frâd, fraid für Freude, schträi, schträ für Streu.

äu erscheint als ai, ä, ê, z. B. raiwər, laidə, kraidər, kêfər (kaifər), däfər, (daifər) für Räuber, läuten, Kräuter, Käufer, Täufer; bêm für Bäume.

o ist selten rein, wie zum Theil brod, meist wird es entweder å z. Thl. mit nachtönendem a z. B. in år = Ohr, oder mit nachtönendem u, als schtrou, toudt, auch broud für Stroh, todt, Brot. In kurzen oder geschärften Silben wird es zu u, z. B. frumm, kummə, summer, sunnə, dunnər, für fromm, kommen, Sommer, Sonne, Donner; aber auch dusə und wu für Dose und wo; „von“ ist theils vun theils von, vor bleibt. „Lohn“ ist bald loan bald laun oder n.

u bleibt (wie es bei i der Fall ist) vor n und m rein, in Abweichung vom Schwäbischen; vor r tritt Umlaut in o ein, außer in furcht, also dorscht, worscht, worm, dorrn, (auch durəm) für Durst, Wurst, Wurm, Thurm; (in Kochendorf bleibt auch hier das u); „gedurft“ wird von dürfen = därfengedärft“ oder därft.

In langen Silben ist zum Theil ein Nachklang von ə zu hören, in andern Gegenden bleibt u rein, z. B. in Neuenstadt buəch, ruə, huət, muəss, suəch, für Buch, Ruh, Hut, muß, such; Bube ist überall buə. In einzelnen Gegenden erscheint u gedehnt in lûft und dûft, für Luft und Duft. Einzelne kurze u werden ebenfalls zu o, wie in zopfen und ropfen für zupfen und rupfen. „Mutter“ wird mottər. Armut wird armət, Handschuhe überall händschich; aber ohne Zusammensetzung schuə, = Schuhe.

ü wird wie im Schwäbischen nicht gesprochen, sondern ist = i, z. B. kiwl, iwl, mil für Kübel, Übel, Mühle; (höchstens in lüchə und sündə = Lügen, Sünden); vor r wird es zu ä, z. B. wärscht,

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 117. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0117.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)