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gekommen seien, z. B. in den Lichtkarz, und es wird jetzt noch ein ganz bestimmtes Haus bezeichnet, in das sie gekommen seien. Nicht geheuer im allgemeinen soll es auch sein am steinernen Kreuz bei Bittelbronn, auf den Steinbachwiesen bei Kochersteinsfeld (früher Poppelesrain genannt), besonders an Orten wo früher angeblich Gebäude, Schlösser oder Klöster standen, auf der alten Burg bei Kochersteinsfeld, in den Gärten und Weinbergen hinter dem oberen Schloß zu Kochendorf. Auf der von Kochendorf nach Neuenstadt führenden Straße, da wo früher der Hardtwald gewesen, will man schon einen Reiter ohne Kopf auf einem Schimmel gesehen haben; er heißt der Hardtreiter und wird als Kinderschrecken gebraucht (Birlinger, Volksthüml. 1, 25). In Kochendorf wird erzählt, daß sich in früheren Zeiten in der Christnacht im Märzenbächle, das durch den Ort fließt, bei einem bestimmten Haus ein Fisch mit starkem Geplätscher gezeigt habe; gefangen und ins Haus gebracht, sei derselbe zu einem Gespenst geworden, das nur durch einen Geisterbanner wieder entfernt werden konnte. In Kochendorf gibt es auch noch Reminiscenzen an das früher dort ansäßige Geschlecht der Grecke. Einer derselben war ein wilder, roher Mensch und Bauernschinder, der seine Freude daran hatte, über die Felder der Bauern zu reiten und zu fahren und die Frucht und die Saaten schonungslos zu zertreten. So kam er einesmals am Kirchhof vorüber, als das Thor auffuhr und eine Stimme herausschallte: „Greck, Greck, heute Greck, morgen Dreck.“ Und Nachts darauf starb der wilde Herr eines jähen Todes. Ein anderer Greck verjagte den großen schwarzen Hund, der die Küche[ER 1] unsicher machte, dadurch, daß er in voller Kriegsrüstung eintrat und das Thier anschrie. Mit einem Steinkreuz, das auf Kochendorfer Markung steht, es ist halb versunken an der Straße nach Jagstfeld zwischen Waldau und dem Bahnübergang, wird die Thatsache in Verbindung gebracht, daß in Kochendorf keine Kirchweihe gefeiert wird. Die Sage berichtet: Einmal am Kochendorfer Kirchweihtag gabs Eifersucht zwischen zwei Burschen wegen eines Mädchens, und an der Stelle des Kreuzes haben beide einander erstochen. Seitdem hat Kochendorf keine Kirchweih mehr. Ebendaselbst sah ein Mann, der Nachts in die Mühle gieng, bei der Synagoge ein Reff mit gebleichtem Tuch; er nahm es mit, da wurde es ein Geist, der schwer zu bannen war.

Im Scheuerberg sollen große Keller sein, in einem derselben sei ein Schatz aufbewahrt, eine ganze Kiste von Geld. Ein schneeweißes Burgfräulein muß den Schatz hüten und geht mit einem Bund Schlüssel zu gewissen Zeiten auf den Trümmern der Burg umher. Wenn man sich viel Geld wünscht, sagt man nur: o könnt’ ich das Fräulein auf dem Scheuerberg erlösen. (Birlinger 75.) Zwischen Neckarsulm und Heilbronn ist das Pfannenkuchenhäusle, in dem man an einem gewissen Tag im Jahr Pfannenkuchen backen hört. (Ebendaselbst 299.)

In dem Wald bei Cleversulzbach, eine Viertelstunde südöstlich an der Grenze der Markung gegen Brettach, steht der sog. „Löffelstein,“ ein viereckiger, ungefähr 1/2 m hoher Stein, auf dessen oberer Seite ein (nicht sehr deutlicher) Löffel vertieft, ziemlich kunstlos, abgebildet erscheint; auf der Vorderseite des Steins sind die Buchstaben S B, auf der Rückseite die Zahl 1803 und die Buchstaben B R eingegraben. An diesen Stein knüpft sich folgende Sage: Bei einem Markungsstreit

Errata

  1. S. 113 Mitte statt Kirche lies Küche. Siehe Berichtigungen und Ergänzungen, S. XII.
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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0113.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)