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Es werden hiebei die im Winterschlaf betäubten am Grunde gesellig ruhenden Barben (Barba fluviatilis) in Jagst und Kocher derart erbeutet, daß man auf der gefrorenen Eisdecke oberhalb der Wehre durchsichtige Stellen aufsucht, von welchen man eine größere Strecke des Grundes übersehen kann. Hat man eine Kolonie Barben entdeckt, so wird über ihr das Eis eingeschlagen, und mit Stangen von 2–3 Meter Länge, an deren Ende eine breite vielzinkige Gabel befestigt ist, einer der Fische nach dem andern angespießt und heraufgeholt. Die nicht gestochenen Fische wachen nicht auf, und mit einiger Vorsicht kann man die ganze Gesellschaft, oft 10–20 Stück, aus dem Wasser herausziehen. Die Barben, welche besonders gern von Krebsen sich nähren, erreichen im Kocher eine ansehnliche Größe, ich sah einmal in Oedheim ein Exemplar von 7 Pfd.

Von Amphibien ist mir keine der Gegend eigenthümliche seltenere Art zu Gesicht gekommen; so sah ich nie die nach älteren Nachrichten in der Gegend vorkommen sollende Lacerta muralis. Häufig ist die Schlingnatter (Coronella laevis), die Ringelnatter (Coluber natrix) und die Blindschleiche. An Fröschen und Kröten ist ebenfalls kein Mangel, doch kann ich über die verschiedenen Arten keine Angabe machen.

Von den zufällig beobachteten Vögeln der unteren Kochergegend sind bemerkenswerth: Der Ziegenmelker (Caprimulgus europaeus), der Eisvogel, die Goldamsel, der Wiedehopf, die Nachtigall, das Goldhähnchen, der Fischreiher, das Rohrhuhn (Gallinula chloropus), das in der kalten Jahreszeit im Kocherkanal oft ohne Scheu unter meinen Fenstern sich zeigte. Öfters sind im Winter Singschwäne (Cygnus musicus) in der Gegend getroffen worden, und ein sehr schönes in Jagstfeld geschossenes Exemplar eines solchen ziert die Sammlung des vaterländischen Vereins für Naturkunde in Stuttgart. Von den Raben machte der Verfasser zur Nistzeit die Beobachtung, daß dieselben am Kocherwehr die kleinen Fische, welche sich in den Ritzen zwischen den Pflastersteinen gefangen haben, hervorholen, mit einer schnellen Bewegung des Schnabels abschlagen und auf eine trockene Stelle legen. Haben sie so viele beisammen, als sie zumal im Schnabel forttragen können, so fliegen sie damit zum Nest, um nachher die gleiche Arbeit von Neuem zu beginnen. (Vgl. auch S. 73.)

Von den Säugethieren kommen die gewöhnlichen Bewohner von Feld, Wald und Haus vor, und eine besondere Häufigkeit oder ein Vorkommen in schädlicher Weise ist mir nicht bekannt. Höchstens

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 074. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0074.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)