Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

der Neritina fluviatilis, einer erbsengroßen, graugelb und rosenroth schachbrettartig gezeichneten Schnecke im Kocherkanal, bei dessen Reinigung Millionen dieser zierlichen Süßwassermuschel im Schlamm aufs Land geworfen werden. Die zweite Beobachtung machte der Verfasser ebenfalls am Kocherkanal, dessen Grund von der Malermuschel (Unio pictorum) in seinem oberen Lauf zahlreich bewohnt wird. Ebendaselbst trifft man zahlreiche leere Gehäuse an einzelnen Stellen oben auf dem 12–15 Fuß hohen Damm. Wie die Schalen in solcher Anzahl auf diese Höhe hinaufgelangen, erzählten mir in glaubhafter Weise die Arbeiter, welche den Kocherkanal auszuputzen pflegen. Ist nemlich das Wasser des Kanals abgelassen, so holen sich alsbald die Raben die aus dem Schlamm hervorragenden Muscheln; da sie aber die fest geschlossenen Muschelschalen nicht zu öffnen vermögen, so tragen sie sie oben auf den Damm, wo sie in der Sonne bald sterben, und dabei öffnen sich ihre Klappen. Die Raben holen dann die geöffneten Stücke, und fressen das Thier, die leeren Schalen lassen sie liegen.

An Fischen ist der Bezirk sehr reich, da er vom Neckar, Kocher und der Jagst durchströmt ist. Darunter ist einer, der nur im Mai die Gegend zum Behuf des Laichens besucht, nemlich der Maifisch, Alausa vulgaris, ein naher Verwandter des Herings, und ebenfalls ein Meerbewohner, der aber zur Laichzeit in die kleineren Flüsse heraufsteigt, ähnlich dem Lachs. Er wird 2 bis 4 Pfd. schwer, und man trifft ihn unter den Wehren, namentlich dem Kocherwehr, im Mai oft in solchen Mengen, daß sie sich oft förmlich aus dem Wasser herausdrängen, und leicht mit den Händen zu greifen sind. Der Fisch wird zwar von den Bewohnern gegessen, aber nicht besonders geschätzt. Häufig trifft man den Aal in allen drei Flüssen, derselbe wird außer durch Leg-Angeln in der dortigen Gegend besonders durch die sogenannten Aalfänge erbeutet; es sind große zaunartig gebaute, steil abfallende Kästen, welche die Müller im Wasser oberhalb des Wasserrads anlegen, und in welchen die hineingerathenden Aale zurückgehalten werden, während das Wasser durch die Zwischenräume abfließen kann. Besonders bei großem Wasser fangen sich in einem solchen Aalfang bei Nacht oft bis zu einem halben Duzend oder mehr Stücke, durch eine mechanische Vorrichtung wird morgens der ganze Kasten über das Wasser herausgehoben, und die Beute gefangen. Eine weitere in der Gegend gebräuchliche Art des Fischens ist Winters das Stechen mit der Gabel.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 073. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0073.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)