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wurde, erwähne ich nur einige besonders ins Auge fallende Vorkommnisse. So stellen sich z. B. im Frühjahr häufig in dieser Gegend die schönen grünen Käfer auf Syringen, Eschen und Liguster ein, welche unter dem Namen „Spanische Fliegen“ (Lytta vesicatoria) allgemein bekannt sind, und in der Apotheke zu scharfen Salben und Blasenpflastern verwendet werden. Sie erscheinen stets nur wenige Tage in großen nach Hunderten und Tausenden zählenden Gesellschaften, werden auch wohl gesammelt und an Apotheker verkauft. Beim Sammeln thut man gut, sich lederner Handschuhe zu bedienen, weil ihr scharfer Saft Blasen zieht.

An Eichenstämmen, sowohl gefällten als im Wald stehenden, findet sich häufig im Juli im Sonnenschein ein schöner, schwarz und gelb gestreifter Bockkäfer (Clytus arcuatus), welcher schwer zu greifen ist, da er bei Annäherung eines Menschen rasch auffliegt. Er sieht im Freien fast wie eine Wespe aus, und hat auch deren Größe. Seine Larven leben in Eichenholz, und an den Stämmen bemerkt man leicht in der Rinde federspuldicke runde Löcher, durch welche die Käfer ausgebrochen sind. An Telegraphenstangen sitzt nicht selten der Hausbock (Hylotrupes bajulus), welcher in todtem Nadelholz lebt, auch an Bälken und Hausgeräthen. Große ovale Löcher an der Oberfläche der Stangen sind die Ausfluglöcher des schädlichen Käfers, dessen Puppenhülse zuweilen noch aus den Ausfluglöchern halb hervorragt. Eine liebliche Erscheinung ist der Johanniskäfer, Leuchtkäfer (Lampyris noctiluca und nitidula), dessen stärker leuchtendes Weibchen flügellos ist, und Nachts am Boden zwischen Gräsern sitzt, während das schwächer leuchtende Männchen an den gleichen Plätzen zahlreich die Luft durchschwirrt. Nicht leicht habe ich diesen Käfer zahlreicher gefunden, als am unteren Kocher bei Kochendorf. Besonders an den abschüssigen Rainen des Kocherkanals zwischen Kochendorf und Hagenbach sieht man in lauen Sommernächten die Männchen wie kleine Sternchen in der Luft umherfliegen, während die Weibchen wie ruhende Lichtpunkte am Boden zerstreut sind. Ebenso traf ich den Käfer im Wald zwischen Kochendorf und Jagstfeld einmal so zahlreich an, daß die hinter den Stämmen erscheinenden und wieder hervortretenden in allen Richtungen fliegenden Leuchtkäfer, welche zu Hunderten vom Weg aus gesehen werden konnten, ein reizendes Schauspiel bildeten.

An Schmetterlingen ist unsere Gegend gleichfalls sehr reich. In den ersten Frühlingstagen zeigen sich die Citronenfalter

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 070. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0070.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)