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Die Insekten mit ihren zahlreichen Familien sind natürlich auch in diesem Bezirk ungemein mannigfaltig vertreten, so daß die Aufzählung sich nur auf besonders ins Auge fallende Vorkommnisse beschränken muß. Sehr häufig sind die zahlreichen vom Raub anderer Insekten, besonders der Schmetterlinge, lebenden Libellen oder Wasserjungfern an Flußufern und Weihern und Wassergräben; ebenso die Köcherfliegen oder Phryganeen, deren raublustige Larven zierliche Gehäuse aus Muscheln, Steinen, Sandkörnern, Moos oder Grasstengeln verfertigen, und auch in den Aquarien gehalten werden können. Groß ist die Zahl der Heuschrecken, Grillen und Cikaden, als Seltenheit kommt vor die Singcikade.

Unter den Wanzen, die sich theilweise von anderen Insekten, theilweise von Pflanzen nähren, theilweise vom Blut warmblütiger Thiere und des Menschen, erwähne ich die rußbraune Art Reduvius personatus, welche die Bettwanzen aussaugt und tödtet, und deshalb ein Nachtthier ist. Dieselbe ist übrigens mit Vorsicht zu behandeln, da sie mit den Fingern angefaßt, durch einen überaus schmerzhaften Stich sich wehrt.

Zu den Hautflüglern, welche in Tausenden von Arten und mit der verschiedensten Lebensweise und Körperform vorkommen, gehören die Schlupfwespen, deren Larven von Raupen und Larven aller Insektenordnungen leben, die Wespen, Grabwespen, Honigbienen, Hummeln etc. Eine große dunkelblaue Art, die Mauerbiene, macht sich aus Sand und Erde ganz feste, kuchenförmig an Steine und Mauern angeklebte Nester, welche zahlreich an den Wänden der Siedhäuser in Friedrichshall anzutreffen sind. Die Larven sind darin mit dem für ihre Entwicklung ausreichenden Futter in zellenartigen Höhlungen eingeschlossen, und verpuppen sich auch darin. Die auskriechende Mauerbiene muß sich zum Ausfliegen mit ihren scharfen Kiefern ein Loch in die feste Wand ihres Hauses bohren. Trotz der scheinbar geschützten Lage sind die Larven von zahlreichen Parasiten aus der gleichen Klasse der Hymenopteren und aus der Klasse der Käfer bewohnt.

Unter den zweiflügeligen Insekten, zu denen unsere Stubenfliege gehört, macht sich auf das unangenehmste bemerklich die Stechschnacke, Culex pipiens, und noch 2 andere Arten, welche die Wälder um Jagstfeld, Friedrichshall und Kochendorf im Juli und August so zahlreich bewohnt, daß der Aufenthalt daselbst Leuten mit zarter und empfindlicher Haut oft ganz entleidet

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 068. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0068.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)