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755 fl. Die Pferdezucht ist mittelmäßig, dagegen die Rindviehzucht gut und von einiger Bedeutung. Vorherrschend ist die gelbrothe Landraçe, zu deren Veredlung vor 3 Jahren ein Simmenthaler Farren angeschafft wurde. Die Schafzucht wird in keiner großen Ausdehnung getrieben. Der Verkauf nach Außen mit Früchten, Holz etc. besonders mit Rindvieh geschieht auf den nächsten Märkten; die Schafwolle wird auf dem Kirchheimer Wollenmarkt abgesetzt. Von den Gewerbetreibenden sind nur die Leineweber zu nennen, deren es 30 gibt. Es ist eine Schildwirthschaft und eine Bierbrauerei vorhanden. Neben der gewöhnlichen Volksschule besteht noch eine Strick- und Näh-Schule. Der Ort hat auch eine Ziegelhütte, in der die sogenannte rothe Waare gebrannt wird; das hiezu nöthige Material kommt auf der Markung selbst vor. Ebenso wird der allgemein anstehende Jurakalk in der Grabenstetter Ziegelhütte und von auswärtigen Zieglern zum Kalkbrennen benützt.

Außer mehreren Erdfällen, die sich auf der Markung befinden, ist noch die merkwürdige Falkensteiner Höhle zu erwähnen. Ihr imposanter Eingang öffnet sich zu ebener Erde an dem westlichen Abhange des felsigen Grabenstetter Thales. Anfangs eine große geräumige Halle bildend, verengt sich diese bald zu einem über 600 Schritte langen Gang, der sich hier und da in mehr oder minder große Kammern erweitert. Aus dem Gange kommt die Elsach hervor, welche aber in der Mitte desselben unter furchtbarem Getöse in verborgene Tiefen fällt und erst vor der Höhle wieder zu Tage geht. Im Hintergrund der Höhle befindet sich ein tiefer See und hinter diesem setzt die Höhle in unbekannten Spalten und Klüften fort, durch welche sie, nach der Sage, mit dem jenseitigen Schlattstaller Thal in Verbindung stehen soll. Die Gewässer der Höhle, welche schwarze Forellen führen, schwellen öfters dermaßen an, daß alle Gänge sich anfüllen, und als im vorigen Jahrhundert eine Gesellschaft, durch Aberglauben verblendet, in der Höhle Gold und Schätze erheben wollte, fand einer der Schatzgräber in den schnell angelaufenen Fluthen seinen Tod, während die andern sich auf die höhern Absätze der Höhle flüchten mußten, um ihr Leben zu retten.

Am südöstlichen Ende der Markung sind noch unbedeutende Überreste von dem sogenannten Hofener Schlößle sichtbar, welches dem Schwenzlin von Hofen (vergl. OA. Beschr. Kirchheim S. 276) gehörte.

Über römische und keltische Alterthümer, welche in der Nähe von Grabenstetten gefunden wurden, s. oben.

Im Jahr 1152 war Kloster Roth und in demselben Jahrhundert Kloster Blaubeuren allhier begütert.

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August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Nürtingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1848, Seite 230. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAN%C3%BCrtingen_230.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)