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Mittelpunkt, in welchem das Dorf Wolfschlugen liegt, und nur auf der Südseite ist das flache Becken für ein Bächlein geöffnet, das unter dem Namen Bruckenbach oder Föllbach der Aich zufällt.[1] Diese Markung, die ebenste in der ganzen Umgegend, ist quellenreich, hat einen mehr schweren als leichten Boden mit Lehm und Letten zum Untergrund und ist daher in nassen Jahrgängen im Nachtheil. Die Luft ist etwas rauher als in den übrigen Filderorten, und nebelfreier als im Neckarthal. Der Feldertrag steht im Ganzen den Nachbarorten etwas nach; doch steigert sich dieser Ertrag gegenwärtig merklich in Folge der Fortschritte, welche die wohlhabenderen unter den Bauern im Anbau des Bodens, namentlich in besserer Benützung der Düngungsmittel machen. Es wird Dinkel, Haber und Gerste auch zum auswärtigen Verkauf gewonnen. Ein Hauptprodukt aber, welches dem Ort seit langer Zeit schon einen Namen gemacht hat, ist der Flachs, der hier viel und von vorzüglicher Güte erzeugt wird, und es ist an dem, daß nun auch die verbesserte Methode der Bereitung hier allgemeineren Eingang findet, und diesem Produkt erst die Wichtigkeit gibt, welche es für das Emporkommen der hiesigen Einwohner zu haben geeignet ist. Öffentliche Nachrichten sagen hierüber Folgendes: „Es haben hier mehrere der begütertsten Landwirthe im Verlauf dieses Jahres (1844) die verbesserte Art der Flachsbereitung in Anwendung gebracht und für ihre, durch Zähheit, Farbe und Glanz sich vortheilhaft auszeichnenden Erzeugnisse bedeutend höhere Preise in der Umgegend und in Stuttgart erzielt; der Gemeinderath Trautwein aber hat 44 Pfund ungehechelten Flachs an die mechanische Spinnerei in Urach zu einem ihn befriedigenden Preise verkauft und das schriftliche Zeugniß erhalten, daß der Flachs vollkommen gut geröstet und für den Bedarf der Spinnerei ganz entsprechend sey. Die genannte Spinnerei hat nach einem an den Ortsvorsteher gerichteten Schreiben vom 21. Okt. 1844 die von Wolfschlugen erhaltenen Muster besser bereiteten ungehechelten Flachses als die ersten bezeichnet, welche von württembergischen Landleuten ihr zukamen und welche auch sämmtlich als brauchbar erkannt wurden. Nach diesen Ergebnissen ist in Wolfschlugen die Bahn gebrochen, welcher eine größere Zahl dortiger Flachserzeuger nun zu folgen entschlossen ist, und im zeitgemäßen Fortschritt wird der Ort seinen früheren Ruf in Flachserzeugnissen wieder behaupten.“ (Schwäb. Merkur 1844. Nr. 354.) – Der Ertrag der Wiesen ist gut und

  1. Die ältere Schreibart („Wolfeslugen“ s. hienach) scheint auf eine ehemalige Wolfs-Spähe, wozu sich die Mulde, in welcher der Ort liegt, geeignet haben mochte, hinzudeuten.
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August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Nürtingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1848, Seite 223. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAN%C3%BCrtingen_223.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)