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durch Vertrag vom 23. Nov. 1839 gegen eine jährliche Rente von 400 fl. und 2 Morgen Wiesen an die Gemeinde ab. Auch gibt nach demselben Vertrag die Gemeinde ein jährliches Geldsurrogat von 100 fl. für Weinbesoldung an die Pfarrstelle. Die Gemeinde wird den Fruchtzehnten noch so lange erheben, bis das Ankaufscapital getilgt ist, worauf die Güter von aller Zehntabgabe befreit bleiben. – Die Gemeinde hat einen mit Eichen und Buchen bestockten Walddistrikt von 70 Morgen, der freilich bei weitem nicht hinreicht, vor Holzmangel zu schützen.

Gegen die Grundherrschaft sind zwar Küchengefälle, Frohnen und andere Feudallasten abgelöst worden, doch ruhen noch auf 7 Hof- und 11 Lehen-Gütern die Abgabe der vierten Garbe als Landacht, und auf einzelnen Häusern unbedeutende Handlöhne und Weglößin. Das Fischrecht gehört der Gutsherrschaft und ist verpachtet.

Der Ort zeichnet sich durch Anlage und Bauart eben nicht besonders aus, hat aber einige hübsche neue Privathäuser. Die Pfarrkirche zum heiligen Columban ist im Innern hell und freundlich, der alte Thurm aber minder gefällig. Als Baujahr des Chors wird 1593 angegeben; er scheint aber älter zu seyn. Die Baulast ruht auf dem nicht unvermöglichen Kirchenfond. Eine halbe Viertelstunde östlich vom Dorf am Fuß einer kleinen Anhöhe liegt der Begräbnißplatz mit einer gothischen, im Jahr 1493 geweihten Capelle. Früher stand an ihrer Stelle die Pfarrkirche zu U. L. F. im Hürnholz. Die Capelle hat einen Hoch- und zwei Seiten-Altäre, ein altes auf Holz gemaltes Bild der h. Jungfrau Maria mit den drei Kronen über dem Seitenaltar rechts, vier Epitaphien der Schillinge von Canstatt (1553 bis 1610), zwei der Branz von Brandenstein und eines von Maximilian von Wernau 1690. Daneben in einem capellenartigen Raum an der Kirchhofmauer befindet sich ein Ölberg, Christus und drei schlafende Jünger, gute Figuren in Holz, vorstellend, renovirt 1814. Eigenthumsrecht und Baulast der Capelle hat der Kirchenfond. Das Pfarrhaus, etwas abgelegen aber solid und geschmackvoll, wurde 1753 auf Kosten des damaligen Patrons und Decimators, des Klosters Unter-Zell, erbaut. Jetzt ruht in Folge der oben angegebenen Verhältnisse die Baulast auf der Gemeinde. Das Rath- und Schul-Haus erbaute dieselbe 1807; an der Schule unterrichtet ein Lehrer. Auch ist eine Industrieschule vorhanden. Durch den Ort geht die Straße von Nürtingen nach Eßlingen und Plochingen; die Parallelstraße derselben am linken Neckarufer, sowie die Straße von Stuttgart und Eßlingen nach Kirchheim berühren den Ort nicht. Über den Neckar führt eine schöne steinerne Brücke mit vier Bogen, insgemein die Köngener Brücke genannt,

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August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Nürtingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1848, Seite 218. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAN%C3%BCrtingen_218.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)