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seit einigen Jahren auch des Repses hervorzuheben. Getreide wird ziemlich viel auswärts verwerthet, Wiesenfutter aber nicht viel über den eigenen Bedarf gewonnen. Die Ackerpreise stehen auf 250, 350 bis 500 fl., die Wiesenpreise auf 300, 400 bis 450 fl. Für Obstzucht zeigt sich ein reger Eifer, indem schon in der Schule darauf hingewirkt wird, auch neuerlich einige Baumschulen angelegt worden sind. Einige hübsche Gärten zeugen übrigens auch davon, daß der Sinn fürs Nützliche nicht der allein herrschende ist. – Die Pferdezucht wird von einigen Eigenthümern zwar in kleinem Umfang, aber mit Sorgfalt betrieben. Die Zucht des Rindviehs hebt sich sehr durch Verallgemeinerung der Schweizer Race. Schafe werden nur von dem Bestandschäfer gehalten, welcher der Gemeinde 755 fl. Pacht entrichtet.[1]

Bei der zweckmäßigen Benützung der beiden Haupterwerbsquellen, des Feldbaus und der Viehzucht, sind die Vermögensumstände der Einwohner im Ganzen befriedigend. Man erkennt den besseren Nahrungsstand auch an dem Aussehen, dem Benehmen und der gefälligeren Tracht der Leute. Gewerbe, welchen sich die Ärmeren widmen, sind die der Weber und besonders der Maurer und Zimmerleute, welche im Sommer auswärts Arbeit suchen. Schildwirthschaften sind 3 vorhanden, darunter das besonders in frühern Zeiten als Vergnügungsort der Umwohner viel besuchte sogenannte Köngener Brücken-Wirthshaus; auch findet sich eine Handlung hier.

Die Corporation ist in guten ökonomischen Verhältnissen, was sie zum Theil vortheilhaften Erwerbungen in der neueren Zeit verdankt. Die wichtigste ist die Acquisition des gesammten Zehntrechtes. Pfarrsatz und Großzehnt nebst Zugehörungen erkaufte von Volmar von Mannsperg der Eßlinger Hospital; derselbe besaß laut Notariats-Instrument von 1426 damals die ihm durch Papst Martin V. unmittelbar vorher incorporirten Pfarreien Hürnholz (s. unten) und Unter-Boihingen. Von diesem Hospital kamen die Pfarreien an Konrad Wilhelm, Bischof von Würzburg 1683 bis 1684, von der Familie der Herrn von Werdnau, dessen Schwester sie an das Frauenkloster Unterzell bei Würzburg brachte. Von Unterzell gingen diese Rechte im Jahr 1803 an Bayern über, welches aber 1804 die Lehenhöfe ihren Inhabern käuflich überließ und den Pfarrsatz an Württemberg abtrat. Das Großzehntrecht blieb bayrisch, wurde aber 1833 von der Gemeinde um 8000 fl. erkauft. Den kleinen, Heu-, Öhmd-, Obst- und Blut-Zehnten trat die Pfarrei

  1. Die Schafweide war gutsherrlich, ist aber durch Kaufvertrag vom 1. Okt. 1833 an die Gemeinde übergegangen.
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August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Nürtingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1848, Seite 217. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAN%C3%BCrtingen_217.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)