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den dem hiesigen Ort eigenthümlichen Erwerbszweig der Baumwollenwattfabrikation, deren Erzeugnisse von den Leuten selbst im ganzen Land umher durch Hausiren abgesetzt wird. Im Orte besteht ein öffentliches Waschhaus; Schildwirthschaften sind 3 vorhanden. Sämmtliche Zehnten, mit Ausnahme des kleinen, welcher der Pfarrstelle Frickenhausen zusteht, bezieht der Staat.

Von dem Dörfchen selbst ist keine Merkwürdigkeit zu nennen, als die alte aber schlechte Orgel, welche 1802 aus der ehemaligen Festungs-Kapelle Hohen-Neuffen in das hiesige heitere Filialkirchlein versetzt worden ist. Der Pfarrer des 3/4 Stunden von hier entlegenen Frickenhausen hat hier einige Gottesdienste zu versehen. Die Schule (mit 1 Lehrer) und das Gemeinderathslokal befinden sich in Einem Hause. Bei trockener Witterung tritt leicht Wassermangel ein.

Der Ort gehörte ins Amt Neuffen, aber (1526) ins Gericht Nürtingen. Der große Zehnten stand stets der Herrschaft zu. Von 1639–1652 war der Ort ganz öde und verlassen. Über den Namen, der jedenfalls von Haard (s. Hardt) abzuleiten und daher richtiger Tischhardt zu schreiben seyn dürfte, s. Kappishäusern. Wiesen auf der Markung des nahen Frickenhausen, „bei dem Herrentisch“ genannt, führt das Kellerei-Lagerbuch von 1526 auf.


27. Unter-Boihingen,

katholisches Pfarrdorf, Gemeinde III. Cl. mit 515 Einwohnern (darunter 17 evangelischen Filialisten von Wendlingen, die Bewohner des Brückenwirthshauses aber von Köngen, OA. Eßlingen), 15/8 St. nordnordöstlich von Nürtingen, an der Straße von da nach Eßlingen und Plochingen, unweit des rechten Neckarufers, freiherrlich v. Thumb’scher Grundherrschaft (kath. Decanat Stuttgart). – Dieser Ort hat mit seiner Markung unter allen des Oberamtes die wärmste Lage und die frühesten Ernten. Die Wiesen liegen im Neckarthal, während die Felder sich die sanften Höhen hinanziehen, welche zwischen dem Neckar- und Lauter-Thal sich ausbreiten. Es wechselt sandiger Lehm- und Thon-Boden, in einzelnen Lagen auch Mergel und mit Kies gemischter Kalkboden. Im Ganzen sind die Felder fruchtbar und nicht schwer zu bauen. Man muß den Zustand der hiesigen Landwirthschaft als sehr gehoben und fortgeschritten bezeichnen, indem das Beispiel der musterhaften Ökonomie auf den benachbarten Maiereien Tachenhausen, Bodelshofen, Steinbach und Köngen hier lobenswerthe Einwirkung findet. Namentlich ist der fleißige Anbau von Futterkräutern und

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August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Nürtingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1848, Seite 216. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAN%C3%BCrtingen_216.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)