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Ortspfarrei zustand. Hienach standen auf dem Burghof einige Bauernhäuser und hatte das Kloster Sirnau in Eßlingen an die Burg Ober-Boihingen jährlich 1 Pfd. Heller zu zinsen. Als Grundherrn treffen wir 1350 u. f. die von Tachenhausen. Albrecht von Tachenhausen verkauft 1364 zwei Höfe zu „Oberbugingen“ an 3 Klosterfrauen zu Kirchheim. Diese und zwei andere Höfe, welche Burkhardt von Gültlingen und Adelheid von Frauenberg 1403 an einige Klosterfrauen daselbst verkauften, kamen, nachdem Graf Eberhard von Württemberg darauf 1404 verzichtet hatte, an das gedachte Kloster.

Tachenhausen ist ein, dem Hospital Nürtingen gehöriges Hofgut, 3/8 Stunden östlich von Ober-Boihingen, wohin es eingepfarrt ist, mit eigener geschlossener Markung von 22 Morgen Gärten und Länder, 1031/2 Morgen Äcker, 71/2 Morgen Wiesen (weitere auf Ober-Boihinger Markung) 183/4 Morgen Wald, 631/2 Morgen Weide, größtentheils steuer- und zehntfrei. (Ein Theil der dazu gehörigen Waldung liegt auf Lindorfer Markung, OA. Kirchheim.)

Das Gut bestand bis auf die neueren Zeiten aus zwei Meierhöfen. An der Südseite des jetzigen obern Hofs stand auf einer Anhöhe die jetzt gänzlich verschwundene Stammburg derer von Tachenhausen. Am Fuß dieser Anhöhe lag der Klosterhof, von einer Ringmauer umfaßt, in welcher die ebenfalls längst abgetragenen Gebäude des ehemaligen Chorherrenstiftes der Himmelskönigin Jungfrau Maria eingeschlossen waren, das seine Celebrität einem in der Klosterkirche verwahrten wunderthätigen Bild der Jungfrau Maria verdankt. Die Schicksale der Burg und des Stiftes s. hienach.

Die Gebäude des untern Hofes sind 1829 abgetragen und 1838 auch der letzte Rest des Klosters, die Überbleibsel der Umfangs-Mauer, entfernt worden. Der kleinere untere Hof ist jetzt mit dem größern obern zu Einem Pachtgut vereinigt, das 1836 auf 18 Jahre für jährlich 2000 fl. verliehen ist. Erwähnung verdient, daß die Verwaltung auf die höhere Pachtsumme von 2500 fl., die zu erzielen gewesen wäre, in der Absicht verzichtet hat, einen rationellen Landwirth zu gewinnen, der, indem er das Gut emporbringt, durch sein Beispiel auch auf die Umgegend wohlthätig wirkt.

Die Herren von Tachenhausen, welche auf der namengebenden Burg, welcher sie frühe verlustig gingen, hausten, waren ursprünglich Ministerialen der Herzoge von Teck und kommen später häufig unter Württemberg in Lehen und anderen Diensten vor. Ihr Wappen besteht aus einem rothen Schildeshaupt und einem in vier Reihen von Schwarz und Silber geschachteten Schild. Auf dem

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August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Nürtingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1848, Seite 206. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAN%C3%BCrtingen_206.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)