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Beil. Nro. 33.) Im Jahr 1487 stiftete Dorothea Würflin, Bürgerin zu Neuffen, eine Caplaneipfründe, deren Besitzer jährlich 15 Predigten halten sollten (Cleß C. 481). Der Begräbnißplatz ist längst außerhalb der Stadt, links vom Weg nach Linsenhofen. – An der Kirche stand außer dem Stadtpfarrer, der zugleich Dekan einer eigenen Diöcese war, ein Diaconus. 1826 aber wurde die Diöcese mit der von Nürtingen vereinigt und das Diaconat aufgehoben. Das Stadtpfarreigebäude, der Kirche südlich gegenüber, hat der Staat zu unterhalten.

Das Cameralamtsgebäude (früher Amthaus), an der Westseite der Stadt war das Schlößchen der Jäger von Gärtringen (seit 1590), und kam nebst einem hiezugehörigen Freigut später an die Familie von Schwarz. Im Jahr 1745 verkauften diesen Besitz des verstorbenen Bundespräsidenten und Burgermeisters zu Chur, Otto von Schwarz, hinterlassene Erben um 1058 fl. 45 kr. an die Herrschaft Württemberg.

Das Rathhaus, ein älteres ganz gewöhnliches Gebäude, steht an der Hauptstraße.

Von Schulanstalten bestehen: eine Realschule in einem besondern Haus; eine Volksschule mit 2 Lehrern und 2 Lehrgehülfen, in einem 1834 auf Kosten der Gemeinde mit einem Aufwand von 7000 fl. erweiterten und ganz neu eingerichteten schönen Gebäude; eine Industrieschule (Strickschule) für Mädchen.

Die geselligen Vergnügungen der Bewohner verschönert ein Liederkranz.

Der Jushof ist ein ziemlich arrondirtes Hofgut von circa 100 Morgen in schöner freier Lage am Fuß des Jusiberges, 1/2 Stunde westlich von der Stadt, mit einem hübschen Wohnhaus und Wirthschaftsgebäude, 1838 hinausgebaut. Dabei befinden sich schöne Obstanlagen.

Eine Felshöhle mit Tropfsteinen, das Bauernloch genannt, in welche man gegen 200 Schritte weit eindringen kann, befindet sich oberhalb des Bauernlochbaches (s. oben). – Der Heerweg oder das Hochsträß von Metzingen her (s. oben) zieht eine kleine Viertelstunde nördlich an Neuffen vorüber. – Der auf hiesiger Markung betriebenen Bohrversuche auf Steinkohlen ist oben S. 24 gedacht worden.

Ein guter Bergweg führt nach Dettingen und Urach über den oben genannten Gebirgsast da, wo dieser von einer sanften Einsenkung den Namen Sattelbogen trägt. Es breitet sich von diesem Kamm nach allen Seiten eine herrliche Ansicht aus. In der Nähe war eine Capelle des heil. Theodor, daher die Kuppe, worauf sie stand, noch jetzt flurbüchlich den Namen St.

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August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Nürtingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1848, Seite 198. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAN%C3%BCrtingen_198.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)