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Namentlich besaß es die oben erwähnten beiden Berghöfe, „ob dem Dorf gelegen,“ 140 J. Äcker und Wiesen und 25 Mrg. Wald umfassend, welche es 1515 der Gemeinde gegen jährliche Gülten daraus abtrat. Dieselbe kaufte auch 1521 vom Kloster den 60 Mrg. großen Wald Rysch um 200 Pfd. Hell. (s. auch Groß-Bettlingen). – Ums Jahr 1456 hat das Dorf durch Feuer sehr gelitten. Im 30jährigen Krieg (im Oktober 1634) brannte es fast ganz ab; die Einwohner zerstreuten sich, und erst 1645 wurde wieder ein eigener Pfarrer bestellt. 1609 herrschte die Pest. – Von Liebenau sagt der Bericht von 1535: es seyen nur noch Gemäuer und Graben sichtbar. Conrad von Liebenau, Agnes von Neuhausen, seine Hausfrau, und ihre Kinder Bernhard und Elisabeth liegen in Thailfingen begraben. Agnes von Liebenau verkauft 1344 mit Zustimmung ihres Sohnes Berthold drei Leibeigene von dem Neuenhaus an die Frauencaplanei zu Aich um 5 Pfd. Heller. Das Kloster Denkendorf erhielt 1392 nicht bloß die Liebenauer Güter (wie Schmidlin sagt), sondern auch laut der Originalurk. „die Vestin Libenawe“ mit aller Zugehör an Leuten, Gütern, Vogtei etc. von Hans von Schanbach, und zwar der Gutthaten wegen, die es diesem erwiesen hatte.


20. Neuenhaus,

evangelisches Pfarrdorf, Gemeinde III. Cl. mit 727 Einwohnern, 31/4 Stunden westlich von Nürtingen an der Aich und Schaiach (Forstamts Tübingen). Man tritt hier in eine von den übrigen Gegenden des Oberamtsbezirks merklich verschiedene Natur. Neuenhaus gehört schon ganz dem Schönbuch an. Die Aich und Schaiach, welche sich hier vereinigen, winden sich aus engen, dicht bewaldeten Thälern heraus, die mit ihren zahlreichen, in die Seitenwände tief eingeschnittenen Klingen und Schluchten einen ernsten, um nicht zu sagen finstern Charakter tragen. Das Auge erblickt fast nichts als Wald und Wiesen; die wenigen Felder sind von mittelmäßiger Fruchtbarkeit und haben größtentheils einen rothsandigen Boden; dieser Farbenton, verbunden mit dem feuchtkühlen Luftzug, welcher durch die Thäler strömt, vollendet das Düstere des Eindrucks. Der Fruchtbau reicht bei Weitem nicht für den örtlichen Bedarf zu. Dagegen wird – wenn gleich bisweilen durch heftige Überschwemmungen gefährdet – viel und gutes Wiesenfutter gewonnen, das zum Theil nach Außen verkauft wird, indem die Viehhaltung verhältnißmäßig nicht sehr ausgedehnt ist. Die Stallfütterung ist jedoch neuerdings ganz eingeführt, da die Schönbuchweide abgetreten ist. Die an Auswärtige

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August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Nürtingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1848, Seite 190. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAN%C3%BCrtingen_190.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)