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18. Neckar-Tenzlingen,

evangelisches Pfarrdorf mit Marktgerechtigkeit, Gemeinde III. Cl. nebst dem auf eigner Markung gelegenen Hof Hammetweil und zwei Häusern, zusammen mit 1107 Einwohnern, darunter 1 katholischer Filialist von Unter-Boihingen, 21/2 Stunden südwestlich von Nürtingen am Neckar und an der Erms (Forstamts Urach). Eine Strecke des Neckarthals, wo es in den Oberamtsbezirk eintritt, von einer kleinen Stunde Länge, und eine halb so lange Strecke des hier einmündenden Ermsthales nebst den beiderseitigen Thalgehängen und einer kleinen Hochfläche gegen Altdorf machen die Feldmark der Gemeinde Neckar-Tenzlingen aus, deren klimatische und Boden-Beschaffenheit mit der von Neckarhausen im Wesentlichen übereinkommt. Nur ist das Neckarthal hier trockener und mehr kiesig und sandig. Der Fruchtbau erzeugt die in der Gegend gewöhnlichen Getreidearten nicht in hervorstechender Qualität, auch nicht viel über den örtlichen Bedarf. Hanf wächst in ziemlicher Menge und gut. Vorzüglich und reichlich ist der Ertrag der Wiesen des Ermsthales, wo auch Wässerung stattfindet; etwas weniger ergiebig ist hierin das Neckarthal. Acker- und Wiesen-Preise 200, 400 bis 600 fl. Die Weinberge sind nicht ertragreich und stehen hinsichtlich der Güte ihres Erzeugnisses hinter den bessern Orten an der Alptraufe, Linsenhofen, Beuren, Neuffen etc. zurück. Die Lage hinter der Kirche und die Maiershalde behaupten vor den übrigen den Vorzug. Obst wird mit vielem Fleiß und in Menge gezogen, doch wenig zum auswärtigen Verkauf gebracht. – Neckar-Tenzlingen gehört zu den wenigen Orten des Oberamtsbezirks, welche einige Pferdezucht haben, und wo die vermöglichern Bauern sich lieber der Pferde als des Hornviehs zum Feldbau bedienen, indem auch einiges Landfuhrwesen im Orte besteht. Die Rindviehzucht hebt sich sowohl numerisch als auch durch Verbesserung der Race, und ist ein wesentlicher Erwerbszweig; einige wohlhabendere Einwohner zeichnen sich durch einen besonders schönen Viehstand aus. Die Schweinezucht, auch Mastung, ist hier namhaft, mehr Nebensache aber die Schafzucht. Die Fischerei, die ehemals hier bedeutend war, hat sehr abgenommen. Das Fischrecht in der Erms und im Neckar von der Markungsgrenze bis an das Wehr ist Staatseigenthum, und verpachtet, vom Wehr bis an die Neckarthailfinger Markung Eigenthum der Gemeinde und einiger Privaten. Es wird noch einiger Handel mit Fischen, besonders mit den Forellen der Erms und den Aalen des Neckars getrieben. Einige Schneckengärten, welche gehalten wurden, sind abgegangen.

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August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Nürtingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1848, Seite 180. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAN%C3%BCrtingen_180.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)