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gänzlich Nebensache. Der Ort besitzt ein Gemeindebackhaus und zwei Schildwirthschaften. Die Gemeinde hat einen unbedeutenden Grundbesitz und zieht ein Pachtgeld von 50 fl. aus der Schafweide. Den Großzehnt (größtentheils vom Kloster Denkendorf rührend) bezieht der Staat, den kleinen und Heu-Zehnten hat derselbe von der verwandelten Pfarrei Bempflingen übernommen. Früher waren das Mannskloster Denkendorf (Schmidlin Beitr. 2, 70) und die Frauenklöster in Nürtingen, Reutlingen und Offenhausen hier begütert, woher nicht unbedeutende Reallasten auf einzelnen Theilen der Markung ruhen.

Das Dörfchen hat zum Theil größere und besser gebaute Wohnungen als manche Nachbarorte, was auf einen höhern Wohlstand einzelner Bürger schließen läßt. Kirche und Begräbnißplatz sind in dem 3/8 Stunde entlegenen Bempflingen. Der Ort hat ein Rathhaus und eine Schule mit 1 Lehrer. An trefflichen Quellbrunnen fehlt es nicht. In alten Zeiten scheint das Dorf größer oder die Anlage desselben eine andere gewesen zu seyn, da man neuerdings mehrere alte Baustätten entdeckte.[1]


15. Kohlberg,

evangelisches Pfarrdorf, Gemeinde III. Cl. mit 893 Einwohnern, darunter 6 katholische Filialisten von Unter-Boihingen, 23/8 Stunden südlich von Nürtingen (Forstamt Urach). Am Fuß des Jusibergs, dessen nordwärts gekehrte Stirne den Namen Kohlberg trägt, breitet eine hochgelegene, nördlich sich absenkende, von einigen Bächen und Thälern (Authmuth, Sallenbrunnen, Längert) durchschnittene Fläche sich aus, auf welcher Kohlberg liegt. Der hohen Lage von 1500 p. Fuß über dem Meere ungeachtet ist die Luft weniger rauh als man erwarten sollte und Frühlingsfrost seltner als in benachbarten tiefern Orten. Die Markung ist im Verhältniß zur Bewohnerzahl weder ausgedehnt, noch hinsichtlich der Bodenbeschaffenheit an sich fruchtbar und ergiebig, da der schwere, kalkhaltige Lehmboden sehr viele Nachhilfe und künstliche Besserung verlangt, auch die unebne Lage der Felder den Anbau vielfältig erschwert. Allein die ungemein fleißige Cultur, in welcher Hinsicht Kohlberg musterhaft ist,

  1. Der Ort gehörte ins Amt Neuffen und (1526) in das Gericht Grafenberg. Einer St. Leonhards-Capelle wird 1526 gedacht. Ein Dietericus sacerdos, dictus de Sondelfingen, verschafft 1313 Conrado dicto Maiger in Kleinbettlingen curiam suam sitam in terminis villae ibidem (Urk.). s. auch Groß-Bettlingen. Auch dieser Ort war während des dreißigjährigen Kriegs bis 1652 unbewohnt.
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August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Nürtingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1848, Seite 170. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAN%C3%BCrtingen_170.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)