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s. Raidwangen. Es kommt ein Heerweg vor, welcher der Richtung nach mit der Hochstraße von Grafenberg auf eine Verbindung mit Metzingen und Neckarhausen deuten könnte.

In (Groß- oder Klein-) Bettlingen (Bettlinga) schenkt Berthold von Boihingen dem Kloster Hirschau um 1130 eine Hube (Cod. Hirs. S. 62, ed. Stuttg.) Kloster Denkendorf besaß allhier den Zehnten aus sieben Jauchart Acker (Schmidlin, Beiträge 2, 70). Die übrigen Zehnten standen 1525 der Ortspfarrei zu, welche die Herrschaft zu verleihen hatte. Damals gehörte der Ort in das Gericht zu Grafenberg. Hermann von Salbadingen, Stadtschreiber zu Reutlingen, verkaufte 1373 an Conrad von Glaheim zwei Güter zu Groß- und Klein-Bettlingen, die dieser 1386 mit einigen zu Thailfingen an unserer Frauen-Messe zu Urach vergibt.

Groß-Bettlingen ist mit Neuffen im Jahr 1301 erworben worden.


11. Grötzingen,

Stadt, Gemeinde II. Cl. mit 1080 Einwohnern, darunter 3 Katholiken, 13/4 Stunde westlich von Nürtingen, im Aichthal gelegen. Vermöge dieser Lage ist die Luft etwas rauher als im Neckarthal, doch rein und gesund, der vorherrschend lehmige Boden der ansehnlichen Markung, welche sich besonders gegen die Filderhöhe hin erstreckt, im Ganzen fruchtbar und wohl angebaut, wiewohl die abhängige Lage vieler Felder manche Schwierigkeit verursacht. Der Dinkel gedeiht hier ganz besonders. Der Thalgrund hat guten und ergiebigen Wieswachs, leidet aber bisweilen sehr durch Überschwemmung. Die Ackerpreise stehen zu 25–200–400 fl., die Wiesen zu 80–200–400 fl. Weinberge haben mehrere Bürger auf Neckar-Thailfinger Markung, indem die diesseitigen schon seit etwa 100 Jahren ausgereutet sind. Obstbau kommt im Thal nicht vor, wird jedoch an den Abhängen mit zunehmender Sorgfalt betrieben. Die Rindviehzucht gehört zu den namhaftesten des Bezirks und hat sich durch die Bemühungen der Ortsbehörden für verbesserte Nachzucht mittelst Haltung von Simmenthaler Zuchtstieren merklich gehoben, wiewohl die im Jahr 1842 durch Verkauf entstandenen Ausfälle im Viehstand von mehreren Viehbesitzern mit schlechterer Waare, namentlich mit Judenvieh, ersetzt wurde. Ochsen werden ziemlich viele gemästet und auswärts verkauft. Bedeutend sind die drei jährlichen Viehmärkte. Auch die Schafzucht ist nicht ohne Belang; auf der hiesigen Weide gehen 800 Thiere, größtentheils feine Bastarde, welche Ortsbürgern angehören und der Gemeinde eine jährliche Nutzung von circa 1200 fl. abwerfen.

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August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Nürtingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1848, Seite 160. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAN%C3%BCrtingen_160.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)