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Thalrand des Neckars, nördlich von der Schlucht des Höllbachs begrenzt, hat reine trockene Luft und einen für Getreidebau gut geeigneten, doch nicht sehr tiefgründigen Lehmboden. Dinkel wird in besonderer Güte gewonnen und vortheilhaft verwerthet, auch ziemlich viel Flachs gebaut. Im Ganzen könnte übrigens für Verbesserung des Feldbaus mehr gethan und die Düngungsmittel besser zu Rath gehalten werden. Die Wiesen sind zum Theil sehr gut, die gegen den Höllbach gelegenen aber von geringer Beschaffenheit. Die Preise der Äcker und Wiesen sind sehr verschieden; die besten werden bis zu 600 fl. der Morgen bezahlt. Beträchtlich ist die Obstzucht, besonders der Mostsorten; es wird in guten Jahren eine bedeutende Quantität Most nach Außen verkauft. Der Weinbau dagegen ist nach Güte und Menge des Ertrags gering; der Morgen Weinberg kostet 250–300 fl. Der Rindviehstand kommt allmählig durch bessere Nachzucht empor; es wird ziemlich viel Vieh gemästet und auswärts verkauft, ebenso Schweine. Ein wichtiger Erwerbszweig für den Ort, der besonders den ärmeren Bewohnern theilweise ihr Auskommen erleichtert, sind die schönen Steinbrüche auf hiesiger Markung, aus welchen vorzügliche Bau- und Mühl-Steine gewonnen und auswärts abgesetzt werden. Die Gewerbe sind ganz unbedeutend. Die Gemeinde besitzt ein Backhaus. Schildwirthschaft ist eine vorhanden. – Unter den Einwohnern gibt es einzelne Wohlhabende; die Mehrzahl aber ist mehr oder weniger unbemittelt. Die Gemeinde besitzt einen von der Markung getrennten Waldantheil von 100 Morgen 21 Ruthen am Schönbuch, welchen die Gemeinde durch einen Vertrag mit der Staatsfinanzverwaltung im Jahr 1834 erworben hat, und dessen gesammter Ertrag als bürgerliche Holzgabe vertheilt wird. Der Pacht der geringen Schafweide erträgt nur 139 fl. Den großen und Wein-Zehnten bezieht der Staat, den Obst- und kleinen Zehnten die Pfarrei Schlaitdorf, und seit deren Besoldungsverwandlung ebenfalls der Staat. Der Heu-Zehnten ist abgelöst.

Das hochgelegene Dörfchen ist mit seiner kleinen freundlichen Kirche weit umher sichtbar. Besonders genießt man von dem sogenannten Krähschnabel bei dem Fußweg nach Neckar-Tenzlingen eine ausgezeichnet schöne Aussicht in das Neckar- und Erms-Thal und nach der Alpkette, vom Lochen und Hohenzollern bis zum Hohenstaufen. Die Kirche (zu St. Ulrich und Katharina) am östlichen Ende, vom Begräbnißplatz umgeben, ist 1738 zum größeren Theil neu erbaut; der Chor aber scheint um 1500 erbaut worden zu seyn. Die Baulast hat die Stiftungspflege und subsidiär die Gemeinde. Der Pfarrer von Schlaitdorf hat hier regelmäßig an

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August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Nürtingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1848, Seite 142. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAN%C3%BCrtingen_142.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)