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Bedürfniß kaum hinreichend. Die häufigen und gewaltsamen Überschwemmungen sind nur im Frühling und im Spätherbst gern gesehen, während im Sommer die Verschlämmung des Graswuchses oft großen Schaden anrichtet. Der Morgen Wiese kostet 200 bis 400 fl. Weinbau hat der Ort nicht mehr, indem schon vor etwa 100 Jahren die wenigen Weinberge ausgereutet und, gegen einen bestimmten der Herrschaft zu entrichtenden Canon, mit Getreide und Obstbäumen angepflanzt wurden. Die Obstzucht ist im Zunehmen; besonders übertrifft in guten Jahren das hiesige Steinobst das der Nachbarschaft. Holz ist nicht zur Genüge vorhanden, wiewohl die Gemeinde für ihre Ansprüche an die Schönbuchwaldungen ein Areal von 225 M. erhalten hat. – Die Rindviehzucht steht auf mittlerer Stufe; zu wünschen wäre eine größere Ausdehnung der Viehhaltung, welcher aber die Beschränktheit des Futtererzeugnisses im Wege steht. Der Handel mit Vieh ist bei einigen Bürgern ein eigener Erwerbszweig. Die Schafzucht ist im Abnehmen; doch haben noch einige vermöglichere Einwohner eine ansehnliche Zahl spanischer Schafe. Der Weidepacht erträgt für die Gemeinde 500 fl.

Die Einwohner, deren Vermögensumstände bei den angegebenen Verhältnissen im Ganzen kaum zu den mittleren gerechnet werden können, sind rührig und betriebsam. Der Viktualienhandel nach den benachbarten Städten, besonders mit Geflügel, das hier in namhafter Anzahl gezogen wird, ist ein nicht unbeträchtlicher Nebenerwerbszweig. Dieser und der Verkehr auf der frequenten Landstraße, wozu noch in neuester Zeit die neu angelegte Straße von Kirchheim und Nürtingen nach Böblingen und Calw kommt, die ziemlich lebhaft zu werden verspricht, führen manchfaltige Berührungen mit Auswärtigen herbei, was sich auch bei Manchem in dem mehr abgeschliffenen Benehmen und der der städtischen sich nähernden Kleidung nicht verläugnet. Die Gewerbe sind die auf Dörfern gewöhnlichen. Schildwirthschaften bestehen 3, Mahlmühlen 2, die sogenannte innere im Dorfe selbst und die Bombachmühle, einige 100 Schritte oberhalb desselben, beide an der Aich.

Ein Hauptbestandtheil des Communalvermögens sind 300 Morgen Laubwaldung; der Ertrag des Weidepachtes ist vorhin genannt. Auch hat die Gemeinde Sandsteinbrüche verpachtet, deren Material, ein sehr brauchbarer Baustein, auswärts abgesetzt wird. Besonders beliebt ist der reine Bausand, welchen die Aich mit sich führt, und der in Menge hier geholt wird. – Das Stiftungsvermögen ist unzulänglich; durch das Abkommen mit dem Nürtinger Hospital ist übrigens ein Capital von 3000 fl. für die

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August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Nürtingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1848, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAN%C3%BCrtingen_136.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)