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Im Jahr 1245, am St. Albanstage (21. Juni), stritt im Schwiggersthale der Konstanzer Bischof Heinrich mit den Herren Gotfried und Heinrich von Neifen einen Kampf, aus welchem er als Sieger hervorging. (Stälin, Wirt. Gesch. 2, 194.) Der Unabhängigkeitssinn, welchen Graf Eberhard der Erlauchte gegenüber von den ersten deutschen Königen aus dem Hause Habsburg zeigte, veranlaßte im Jahr 1286 den für Nürtingen verheerenden Zug K. Rudolphs (s. Nürtingen), im Jahr 1305 die Belagerung Ober-Boihingens durch K. Albrecht (s. Ober-Boihingen). Im Jahr 1449 litt unsere Gegend im Städtekrieg. (Steinhofer 2, 914.) Als der schwäbische Bund im Jahr 1519 den Herzog Ulrich vertrieb, eroberten die Bündischen Ende April die Veste Neuffen unschwer (Sattler, Topogr. 189) und verheerten die Gegend; Nürtingen jedoch, als Wittwensitz der Herzogin Elisabeth, Wittwe Eberhards des Jüngern, zweiten Herzogs, wurde geschont. (Steinhofer 4, 578.) Im Bauernkrieg, 1525, trieben unter Matern Feuerbachers Anführung die Bauern auch bei Nürtingen, wo Matern am 3. Mai einzog, ihr wildes Wesen; am 2. Mai legten sie sich vergebens vor Hohen-Neuffen. Bei Ulrichs Wiedereinsetzung, im Jahr 1534, erfolgte die Rückgabe von Hohen-Neuffen ohne Schwertstreich. Der Befehlshaber, Berthold Schilling von Canstatt, bekräftigte seine gut württembergische Gesinnung damit, daß er seinen Landesherrn zu Gevatter bat. (Heyd, Ulrich 2, 479.)

Im 30jährigen Kriege erlitt der Bezirk große Drangsale. Die Contributions- und Kriegs-Kosten von Stadt und Amt wurden für die Jahre 1628–1648 auf eine Million angeschlagen. Vom 6. Sept. 1634 bis 20. Okt. 1635 raffte die Pest 3/4 der Einwohner des alten Amtes Nürtingen weg; damals wurde, da alles Vieh geraubt war, nur noch 1/10 der Güter angebaut, wobei die Menschen selbst den Pflug zogen. Nach der Nördlinger Schlacht (1634) gehörte unsere Gegend zu denen, welche durch die Kaiserlichen am übelsten behandelt wurden (s. Nürtingen),

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August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Nürtingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1848, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAN%C3%BCrtingen_107.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)