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Schafwaschen und Wollenscheeren, besonders bei Neuffen, einigen Nebenverdienst. Um die Erntezeit verdingen viele der ärmeren Einwohner ihre Dienste an auswärtige Bauern, namentlich in Ober-Schwaben und in den Rheingegenden. Die Sandsteinbrüche des Neckar- und Aich-Thals sind eine wohlthätige Quelle des Unterhalts für arme Arbeiter der umliegenden Orte. Auch suchen mehrere Maurer und Steinmetzen auswärts Arbeit. Das Sammeln von Beeren und officinellen Kräutern ist zu unbedeutend, um hier besonders erwähnt zu werden.[1]


c. Handel.

Unter den Naturerzeugnissen sind Obst, etwas weniges Getreide, Flachs, Wein, Vieh und Schafwolle die Gegenstände eines Verkehrs, der sich auch über die Grenzen des Oberamts hinaus erstreckt. Besonders ist der Kirschenhandel von großer Wichtigkeit für die Neuffener Thalorte, wie die Beschreibung dieser Gemeinden näher zeigen wird. Das meiste Obst geht grün nach Ober-Schwaben und Bayern, wohin es von Zwischenhändlern gebracht wird. Was der Bezirk an Früchten, namentlich Dinkel und Haber, über das eigene Bedürfniß erzeugt,

  1. Für die Seidencultur bildete sich 1760 in Nürtingen eine Gesellschaft, weiche mehrere 1000 Maulbeerbäume an der Landstraße und auf den Allmanden der Stadt und der Amtsorte anpflanzen ließ und die Einwohner unentgeldlich in der Seidenzucht unterrichtete. Namentlich nahm sich der Pfarrer Duttenhofer in Ober-Ensingen mit leidenschaftlicher Vorliebe der Sache an; er reiste deßwegen 1767 im Auftrage der Regierung nach Italien, und legte eine eigene Maulbeerplantage und alle Vorrichtungen für die Seidenraupenzucht an, und wirkte auch durch Lehre und Unterricht auf den Landmann, Aber mit seinem Tode gieng hier, wie bald in den übrigen Theilen des Landes, das Interesse für diesen Culturzweig wieder schlafen (Württemb. Jahrb. 1822, S. 134), und es wurden erst 1832 in Nürtingen die noch übrigen schönen Maulbeerpflanzungen umgehauen. Von 1828 an kaufte zwar die Gemeindepflege Nürtingen 1000 Stücke weiße Maulbeerstämmchen an (Corresp.-Bl. des landw. Vereins 1833, I. 183 190): allein dermalen sind nur noch 150 Maulbeerbäume vorhanden, und die Seidenzucht selbst wird nicht betrieben.  M.
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August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Nürtingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1848, Seite 081. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAN%C3%BCrtingen_081.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)