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das gewöhnliche Wirthschaftssystem. Nur in den sogenannten Außenfeldern und vereinzelten Grundstücken findet ein freierer Fruchtwechsel statt, bei dem sodann auch Luzerne, Esparsette, Gespinstpflanzen u. dergl. zwischen den Cerealien gebaut werden. Ein besonderer Betrieb findet auf den einmädigen Wiesen, sogenannten Mädern auf der Alp statt, welche, wenn der Graswuchs nachläßt, umgebrochen, einige Jahre mit Kartoffeln und Roggen bepflanzt und dann wieder zu Gras niedergelegt werden. – Von den Halmfrüchten werden im Winterfeld Dinkel und Einkorn, theils rein, theils gemischt, weniger Roggen und Weizen, sodann als Sommerfrüchte Gerste und Haber, in neuerer Zeit auch Emer gebaut. Im Neuffener Thal, wo man wegen des geringen Grundbesitzes auch das Sommerfeld soviel wie möglich zum Anbau von Brodfrüchten benützt, ist der Anbau von Sommerweizen theils rein, theils mit Gerste vermischt, sehr häufig. Den Haber findet man nicht selten mit Wicken gemischt. Im Brachfeld, das beinahe durchgängig eingebaut ist, werden Kartoffeln, Runkeln, weiße und Boden-Rüben (brassica napobrassica), Kraut, Welschkorn, Reps und Mohn, Erbsen, Linsen, Wicken und Ackerbohnen, Klee, Flachs und Hanf, letzterer nebst dem Kraut, aber häufiger in eigenen Ländern, gepflanzt. Der Flachs wird hauptsächlich in den Orten Neckarhausen und Wolfschlugen, auch Altenrieth in einiger Ausdehnung gebaut. In Wolfschlugen hat auch die verbesserte Flachsbereitung mittelst Rösten des Flachses in zweckmäßig gebauten Gruben bereits erfreuliche Resultate geliefert; namentlich hat Gemeinderath Trautwein schon im Herbst 1844 ein ziemliches Quantum gelungenen, im Wasser gerösteten Flachses an die Spinnerei in Urach verkauft.[1] In Neckarhausen ist

  1. Wolfschlugen ist derjenige Ort auf den Fildern, der sowohl in Rücksicht auf Menge als auch auf Feinheit des gebauten Flachses noch 1827 obenan stand. Man baut hier frühen Flachs. (Corresp.-Bl. des landw. Vereins I. 17.)  M.
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August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Nürtingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1848, Seite 061. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAN%C3%BCrtingen_061.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)