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mit einem achtseitigen Spitzdach bekrönte Thurm hat 3 schönverzierte Glocken, die größte mit der Umschrift: Gegossen in Stuttgard von C. F. Blüher 1789; die zweite ist gegossen von Neubert in Ludwigsburg 1826, und die dritte von Heinrich Kurtz in Stuttgart 1852. Die Baulast der Kirche ruht auf der Gemeinde. Der Begräbnißplatz befindet sich außerhalb des Ortes.

Das vom Staat zu unterhaltende Pfarrhaus liegt angenehm bei der Kirche und ist ein schon 1711 errichtetes tüchtiges zweistockiges Gebäude. Das sehr stattliche zweistockige Rathhaus wurde 1837 erbaut. Auch das 1829 erbaute Schulhaus ist ein gutgehaltenes Gebäude; es enthält zwei Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters. Sonst unterrichtet an der Schule noch ein Unterlehrer. Die freundliche Wohnung des Revierförsters steht im oberen Theil des Dorfs an der Straße nach Wurmberg. Der in der Mitte des Dorfs gelegene ansehnliche Kloster Maulbronn’sche Pfleghof war mit Graben und Zwinger umgeben, dazu gehört ein großer mit Mauern umfriedigter Garten. Später wurde der Pfleghof als Kameralamtsgebäude benützt und nach Aufhebung des Kameralamts kam er in Privathände.

Gutes Trinkwasser liefern 13 Pumpbrunnen, im oberen Ort tritt mitunter Wassermangel ein. Zwei kleine Weiher, einer inner- und einer außerhalb des Ortes, sind vorhanden.

Vicinalstraßen gehen nach Pinache, Serres und Iptingen, Mönsheim und Wurmberg.

Die Einwohner sind kräftige, ordnungsliebende Leute, die ihre Haupterwerbsquelle in der Landwirthschaft finden, während die Gewerbe, mit Ausnahme der Leineweberei, nur für das örtliche Bedürfniß getrieben werden. Es bestehen eine kleine Feldziegelei, drei Schildwirthschaften, worunter eine mit Bierbrauerei, dann eine Brauerei mit Speisewirthschaft; ferner zwei Kauf- und zwei Kramläden. Die Märkte, die hier abgehalten werden, haben wenig Bedeutung. Ein Frachtfuhrmann (Bote) fährt nach Vaihingen. Die Vermögens-Verhältnisse der Einwohner sind geordnet und es haben sich die hiesigen Bürger im Verhältniß mit anderen Orten durchschnittlich eines guten Wohlstandes zu erfreuen; der Vermöglichste besitzt 60, der Mittelmann 13–15 und die ärmere Klasse 2 Morgen Feld. Gemeindeunterstützung erhalten 15 Personen, die sich jedoch meist nur auf freie Wohnung beschränkt.

Die ziemlich große, wohl arrondirte flachhügelige Markung, von der übrigens ein namhafter Theil mit Wald bestockt ist, hat, soweit sie für den Feldbau benützt wird, einen fruchtbaren, ergiebigen Boden, der meist aus Lehm, theilweise auch aus den kalkreichen Zersetzungen des Hauptmuschelkalks besteht. Ein Muschelkalksteinbruch, aus dem hauptsächlich Straßenmaterial gewonnen wird, ist vorhanden; auch eine Lehmgrube befindet sich auf der Markung.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Maulbronn. H. Lindemann, Stuttgart 1870, Seite 297. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMaulbronn0297.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)