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ein alter Kopf und eine große steinerne Grabplatte eingemauert mit dem Bildnisse des Verstorbenen und der Umschrift: Anno domini 1490 decimo quinto die mensis maii Obiit honorabilis dominus Johannes wechter p. missarius in schuezingen. cuius anima requiescat in pace. amen. Auf dem mit vierseitigem Zeltdache bekrönten Thurm hängen drei Glocken, die größte mit der Umschrift: Osianna. heis. ich. unser. frawen. er. leut. ich. bernhart. lachaman. gos. mich. 1505. Auf der zweiten Glocke steht: Gegossen von C. C. Neubert in Ludwigsburg. Anno 1811. Auf der dritten: Gegossen von C. C. Neubert in Ludwigsburg. Anno 1818. Die Baulast der Kirche ruht auf der Stiftungspflege, und wenn diese nicht zureicht, auf der Gemeindepflege. Der Begräbnißplatz wurde im Jahr 1602 auf einer Anhöhe westlich vom Ort angelegt.

Das schöne zweistockige, bei der Kirche stehende Pfarrhaus wird vom Staat unterhalten; die Zeit seiner Erbauung ist unbekannt. Das 1845 erbaute zweistockige Schulhaus enthält zwei Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters. Das alterthümliche, mit schönem Balkenwerk errichtete Rathhaus trägt die Jahreszahl 1575, ohne Zweifel das Jahr seiner Erbauung. Eine Kelter mit Presse und drei Bäumen ist vorhanden.

Gutes Trinkwasser liefern stets hinreichend vier Pumpbrunnen; das Wasser ist frisch und angenehm zum Trinken, doch ziemlich hart und kalkhaltig; auch die Markung ist mit guten Quellen reichlich versehen; von Bächen fließt die Metter darüber. Hungerbrunnen kommen einige vor; früher lag südlich vom Ort ein kleiner Weiher, dessen Grund jetzt zu Wald benützt wird.

Die Vicinalstraße von Maulbronn nach Bietigheim führt durch den Ort. Vier steinerne Brücken, drei steinerne und drei hölzerne Stege gehen über die Metter; sie sind sämtlich von der Gemeinde zu unterhalten.

Die im allgemeinen geordneten und fleißigen Einwohner sind körperlich nicht besonders ansehnlich, wie denn auch der Kretinismus und der Kropf nicht zu den Seltenheiten gehören; ihre Haupterwerbsquellen bestehen in Feldbau, Viehzucht, Wein- und Obstbau; der Gewerbebetrieb ist nicht von Bedeutung. Eine Mahlmühle mit drei Gängen, drei Schildwirthschaften, ein Kauf- und ein Kramladen sind vorhanden.

Die Vermögensverhältnisse der Einwohner gehören zu den mittleren, jedoch haben so ziemlich alle ihr Auskommen und keiner bedarf gegenwärtig der öffentlichen Unterstützung; der begütertste Bürger besitzt 40, der Mittelmann 12–15, die ärmere Klasse 3 Morgen Feld.

Nach dem 30jährigen Krieg war der Ort bis auf einen Bürger entvölkert und sodann größtentheils durch Soldaten aus Niederösterreich

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Maulbronn. H. Lindemann, Stuttgart 1870, Seite 284. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMaulbronn0284.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)