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mit der Brach- und Stoppelweide an einen Ortsbürger verpachtet, was nebst der Pferchnutzung 800 fl. jährlich einträgt; überdies besitzt die Gemeinde eigene Wiesen, die ihr eine jährliche Rente von 130–140 fl. sichern.

Pferdezucht wird nicht betrieben und die Pferdehaltung besteht in etwa 20 Stücken, dagegen ist die Rindviehzucht gut, sie beschäftigt sich mit einer tüchtigen Landrace, die durch 3 Farren nachgezüchtet wird. Der Handel mit Vieh ist unbeträchtlich.

Die Schafzucht betreibt ein Ortsbürger, der den Sommer über 150, des Winters 300 Stück Bastarde auf der Markung laufen läßt.

Die Fischerei ist Eigenthum eines Ortsbürgers, der sie theils in der Enz, theils im Altwasser in namhafter Ausdehnung betreibt und die Fische hauptsächlich nach Pforzheim absetzt. In der Enz kommen vorzugsweise Weißfische und Barben, weniger Karpfen, und im Altwasser Hechte vor. An besonderen Stiftungen sind 700 fl. vorhanden, deren Zinse zu Brod für Arme je an Georgi verwendet werden.

Gerade nordwestlich über dem Dorf thronte einst die Burg Lomersheim, die wie schon oben gesagt, mit zwei Mauern, welche sie von oben bis zum Ufer der Enz herabsandte, den mittleren Theil des Dorfes in ihre Sicherheit einschloß. Von der Burg sind noch Grundmauern vorhanden, die auf verschiedene Gebäulichkeiten und Gemächer schließen lassen, und im Nordwesten der Burg erhob sich der gewaltige von einem Graben umgebene Bergfried, zugleich als Hochwarte dienend. Im Jahr 1817 aber wurde der noch etwa 50′ hohe, sehr starke Thurm, der 12–14′ dicke Mauern hatte, von einem nach Schätze grabenden Mann, Namens Dechsel, vom Staat erkauft und mit Pulver gesprengt; so fest aber war die Masse seines Gußmauerwerkes, daß er nur in einige riesige Stücke zerbrach, die nun einen merkwürdigen Anblick darbieten und als sprechende Zeugen nichts verschonender, thörichter Gewinnsucht der Nachwelt aufbewahrt bleiben. Das untere Geschoß blieb ganz und wurde schief auf eine Kante gestellt; die oberen Geschosse stürzten herab, doch zerbrachen sie kaum und liegen nun beinahe wie sie gestanden, so daß man jetzt durch den hohlen Leib des Thurmes, der kühn und malerisch auf großen Mauerbrocken ruht, in das Blaue des Himmels hineinblickt; Felsenpflanzen und niederes Gesträuch wachsen zierlich um die verlassenen Trümmer. Das Innere des Thurmes bildete unten ein Quadrat von 9′ im Lichten bei 13–14′ dicken Mauern, weiter oben ein Quadrat von 10′ im Lichten bei 12′ dicken Mauern.

Eine weitere Burg, die sog. Niederburg, stand 1/4 Stunde oberhalb Lomersheim auf der Flur „in den Doktern“, auf einem theils natürlich, theils künstlich gerundeten Hügel nahe der Enzthalebene; man hat daselbst schon Grundmauern ausgegraben.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Maulbronn. H. Lindemann, Stuttgart 1870, Seite 262. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMaulbronn0262.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)