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So oft das volck mich hört
So oft wirds ihm gelingen
Wann es will seinem Gotte
Ein andachtsopfer bringen.

Auf dieser Glocke finden sich natürliche Blätter abgegossen. Außen an der Südseite der Kirche liegt ein halbabgetretener Grabstein eines Herrn von Varenbil † 1469. Die Unterhaltung der Kirche ruht theils auf der Gemeinde, theils auf der Stiftungspflege. Der Begräbnißplatz geht um die Kirche.

Das am Ende des Ortes angenehm gelegene zweistockige Pfarrhaus wird von Gärten und Ökonomiegebäuden umgeben, wurde 1748 erbaut und ist vom Staat zu unterhalten. Das schon sehr alte Rathhaus steht so ziemlich in der Mitte des Ortes an der Hauptstraße und ist mit einem Glockenthürmchen bekrönt. Das schöne 1846 erbaute Schulhaus enthält zwei Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters; überdies unterrichtet noch ein Unterlehrer.

Eine große, 1603 erbaute Kelter mit zwei Bäumen besteht.

Gutes Trinkwasser liefern hinreichend ein durch eine Leitung von hölzernen Deucheln geführter laufender Brunnen und sechs Pumpbrunnen; auch die Markung ist reich an guten Quellen, wovon die bedeutendsten die Berg- und die Brückenquelle. Außer der Enz, die zuweilen verheerend austritt, sind keine Gewässer zu nennen. Im Linsenberg finden sich Hungerbrunnen. In den Wiesen „zwischen den Dörfern“ liegt ein Altwasser, 2 Morgen groß, das der tiefen Lage wegen nicht abgelassen werden kann.

Die Staatsstraße von Illingen nach Mühlacker läuft über den nördlichen Theil der Markung; Vicinalstraßen gehen vom Ort nach Pinache, Illingen und Dürrmenz. Eine hölzerne Brücke führt über die Enz; ihre kostspielige Unterhaltung ruht auf der Gemeinde.

Die geordneten und im allgemeinen körperlich kräftigen Einwohner finden ihre Haupterwerbsquellen in Feldbau, Viehzucht, Wein- und Obstbau; die nöthigsten Handwerker, unter denen die Schuhmacher am meisten vertreten sind und auch nach außen arbeiten, sind vorhanden. Eine früher dem Kloster Maulbronn gehörige Kunstmühle, die gute Geschäfte macht, eine Mahlmühle mit 4 Mahlgängen und einem Gerbgang, ferner 2 Schildwirthschaften und 4 Kramläden bestehen.

Die Vermögensverhältnisse der Einwohner gehören zu den mittleren; der begütertste Bürger besitzt 36–40 Morgen Grundeigenthum, der Mittelmann 16–20 Morgen, die unbemittelte Klasse 1/2–1 Morgen. Gemeindeunterstützung erhalten 3 Personen vollständig, 5–6 Personen theilweise.

Die mittelgroße Markung hat mit Ausnahme der Gehänge gegen das Enzthal und eines kleinen Seitenthälchens eine ziemlich ebene

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Maulbronn. H. Lindemann, Stuttgart 1870, Seite 260. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMaulbronn0260.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)