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ein kleines Kreuz eingemeißelt ist; nach der Volkssage soll dieser Stein von einem Ortsgeistlichen aufgerichtet und geweiht worden sein, und es wird demselben die Wirkung beigelegt, daß er die Gewitter auf der Markung vertheile.

Durch den Gemeindewald „Wannenwald“ zieht lang hin ein von Maulbronn herkommender alter Schanzgraben, die Ulmer Schanze genannt, gegen den Sauberg, auf dem sich eine wohlerhaltene Sternschanze befindet (s. hier. den allg. Theil, Abschn. Alterthümer).

Von Schmie, das früher nach Lienzingen eingepfarrt war, führte der theilweise noch sichtbare und fahrbare Todtenweg bis zur Liebfrauenkirche, auf dem die Verstorbenen zu dem um die Kirche liegenden Friedhof geführt wurden.

Der Ort erscheint als Leonzinga schon im 8. Jahrhundert. Kloster Lorsch hat hier Güter von 766 an (Cod. Laur. II. 442, 456–459, 482, 553; III. 160), Kl. Sinsheim 1100 (s. Eilfingen). – Lienzingen kam von den Kraichgaugrafen an die Grafen von Ingersheim, von diesen an die Grafen von Vaihingen. Von ihnen erhielten hier Vogtei und Güter die Herren von Enzberg, Güter und Rechte die von Roßwag. Beider Besitz, samt solchem der Herren von Sachsenheim, Mönsheim und der Leutrum von Ertingen erwarb seit 1307 das Kloster Maulbronn, dem 1372 Wirtemberg die ihm noch angefallenen Roßwagschen Güter verpfändete und 1394 übergab. – Auch die Dominikanerinnen in Pforzheim hatten hier Güter (Pflüger 114), welche ohne Zweifel wie die in Wiernsheim und Wurmberg 1565 von Baden an Wirtemberg verkauft wurden.

Die Kirche, neben der noch eine Frühmesserei bestand, erhielt 1100 Kl. Sinsheim. 7. Jan. 1408 verkauft es an Maulbronn die Hälfte des großen Zehnten, 1572 den ganzen Kirchensatz an H. Ludwig von Wirtemberg, nachdem es schon 1551 auf Verlangen des Abts von Maulbronn einen evangelischen Pfarrer hatte setzen müssen. – Der Abt von Maulbronn hatte hier das Gericht zweiter Instanz. – 1420 stürzte ein Haus ein (Stälin, Wirt. Gesch. 3, 8). – 1460, 6. März stand hier Graf Ulrich der Vielgeliebte.

1504 wurde Lienzingen von den Wirtembergern gebrandschatzt.

1519, 11. Juni, hatte Franz von Sickingen hier sein Lager.

1607 war hier (nach Gabelkover) ein Mann 107 Jahre alt.

1649 fand noch ein Einfall der Philippsburger Besatzung statt.

1675, 12. Novbr. hatte Montecuccoli sein Hauptquartier in Lienzingen.

14. Juli 1796 kam die kaiserliche Armee durch.

In Lienzingen wurden geboren: 1592 Joseph Schlotterbeck, Abt zu Maulbronn, 1656 Johann Zeller, Professor der Medizin in Tübingen.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Maulbronn. H. Lindemann, Stuttgart 1870, Seite 258. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMaulbronn0258.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)