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Niefern. Die Parzelle Sengach hat einen eigenen Begräbnißplatz. Die Kirche bildet ein schlichtes, rechteckiges, 1832 errichtetes Gebäude mit hohen Rundbogenfenstern, ihr Thurm steht im Westen und ist altgothisch, sein erstes Geschoß war einst von einem Rippenkreuzgewölbe überspannt, sein zweites wird gegen Westen von einem frühgothischen Doppelfenster durchbrochen. Das ebenfalls einfach gehaltene freundliche Innere hat rings umher Emporen auf Holzsäulen und besitzt ein kleines altes zart gearbeitetes Krucifix. Von den Glocken ist die größere gegossen von C. F. Blüher in Stuttgard 1791, die andere von C. G. Neubert in Ludwigsburg 1826. Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Gemeinde, welche seit 1867 Eigenthümerin ist.

Das hübsche, südwestlich von der Kirche schön gelegene zweistockige Pfarrhaus wurde 1843 erbaut und ist vom Staat zu unterhalten.

Das geräumige Schulhaus ward 1751 erbaut, 1836 erweitert und enthält 2 Lehrzimmer und die Wohnung des einen Schulmeisters, der andere an der Schule angestellte Schulmeister wohnt in einem Privathause. Das Rathhaus, schon ein älteres aber gut unterhaltenes Gebäude, liegt im ebenen Theil des Ortes. Dem Rathhaus schrägüber steht das sog. Schlößle, jetzt von mehreren Bauernfamilien bewohnt, ein großes Gebäude mit steinernem erstem Stock. Über seinem rundbogigen Eingang befindet sich eine schöne Renaissance-Tafel mit zwei Wappen und der Inschrift: Es hat die edle und tugensam Fraw Ursula von Neineck von Furbach geborne von Walstein Witwe dies Gefencknus bawen und aufrichten lassen. 1583. Von dem ursprünglichen Gebäude scheint höchstens der steinerne erste Stock erhalten zu sein, unter demselben befindet sich ein großer Keller. In der Nähe steht auch das schöne, aus Buntsandsteinen erbaute Bahnhofgebäude.

Gutes Trinkwasser liefern stets reichlich ein laufender, das sog. Brunnenhäuschen, und 8 Pumpbrunnen. Früher soll von dem „Herrenbrunnen“ (etwa 1150′ über dem Meere) auf der Höhe am Weg nach Sengach eine Wasserleitung in thönernen Deucheln auf die Burg gegangen sein. In Sengach besteht eine Wette. Hungerbrunnen finden sich zwei auf der Markung.

Die Eisenbahn von Mühlacker nach Pforzheim und die Staatsstraße von Stuttgart nach Karlsruhe führen durch den Ort, Vicinalstraßen sind nach Ötisheim, Kieselbronn und Dürn angelegt. Zwei steinerne Brückchen gehen über den Ortsbach, auf den sogenannten Mühlen führt eine hölzerne Brücke über den Enzkanal, erstere ist von der Gemeinde, letztere von den Werkbesitzern zu unterhalten.

Die Einwohner sind gutmüthige fleißige Leute, unter denen sich

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Maulbronn. H. Lindemann, Stuttgart 1870, Seite 215. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMaulbronn0215.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)