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Bedeutende Muschelkalksteinbrüche, aus denen sehr gutes Straßenmaterial gewonnen wird, befinden sich ganz in der Nähe des Orts.

Ein Bohrversuch auf Steinkohlen wurde am Ende der 1850ger Jahre auf Staatskosten veranstaltet (s. hier. den allg. Theil S. 30).

Das Klima ist mild und gestattet den Anbau der Reben und der feineren Gewächse; Hagelschlag kommt selten vor.

Die Landwirthschaft wird mit Anwendung verbesserter Ackergeräthe (vorherrschend Suppingerpflug) gut und umsichtig betrieben; zum Anbau kommen vorzugsweise Dinkel, Haber und Gerste, weniger Roggen und Einkorn, ferner Kartoffeln, Futterkräuter, Angersen, Bohnen, ziemlich viel Linsen und Erbsen, Welschkorn, Mohn, Kraut und hauptsächlich Tabak, der auf etwa 100 Morgen gepflanzt und in der hiesigen Tabaksfabrik verarbeitet wird; ein Morgen erträgt ungefähr 12 Centner. Von den Getreideerzeugnissen können in günstigen Jahren 100–150 Scheffel Dinkel nach außen abgesetzt werden, während man in ungünstigen noch ziemlich viel von außen bezieht.

Der nicht sehr ausgedehnte Wiesenbau liefert gutes Futter, das im Ort verbraucht wird, überdieß muß noch Futter zugekauft werden; über 50 Morgen Wiesen können bewässert werden.

Der Gartenbau läßt neben der Befriedigung des örtlichen Bedürfnisses auch noch einen Verkauf an Gemüsen nach außen zu.

Von einiger Bedeutung ist der Weinbau, der einen guten, angenehmen Wein liefert; man pflanzt 3–4000 Stöcke auf den Morgen, und zwar meist Elblinge, Silvaner, Veltliner, Gutedel, Clevner, Drollinger, Portugieser etc. Ein bedeutender, rationeller Weinproducent ist der Gastgeber zum Ochsen, Belser, der vortreffliche, sehr gesuchte Weine erzielt. Der Wein wird meist im Orte selbst verbraucht.

Die Obstzucht ist von keiner großen Bedeutung und dient nur dem örtlichen Bedürfniß; man pflanzt Luiken, Welschäpfel, Saueräpfel, Bratbirnen, Knausbirnen, Sauerbirnen, Palmischbirnen, Träublesbirnen, Zwetschgen und Pflaumen.

Die Gemeinde besitzt etwa 125 Morgen schlecht bestockte Waldungen, deren jährlicher Ertrag verkauft wird; der in 2–300 fl. bestehende Erlös fließt in die Gemeindekasse.

Eigentliche Weiden sind nicht vorhanden und nur die Brach- und Stoppelweide, wie auch die Wiesenweide, wird den Herbst und Winter über mit 4–500 Stück Schafen (spanischen) befahren, die ein Ortsschäfer auf der Markung laufen läßt; die Pachtsumme mit Einschluß des Pfercherlöses sichert der Gemeindekasse eine jährliche Einnahme von 1000–1100 fl.; überdieß tragen die vorhandenen, als Wiesen benützten 60 Morgen Allmanden, die an Bürger verliehen werden, etwa 450 fl. der Gemeinde ein.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Maulbronn. H. Lindemann, Stuttgart 1870, Seite 210. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMaulbronn0210.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)