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starb 28. Juny Anno 1717, 85 Jahre alt. Vor dem Eingang liegt als Auftritt eine große Grabplatte, die ganz von Unkraut überwuchert war und erst in neuester Zeit von dem Verfasser wieder aufgefunden wurde; sie enthält in der Mitte das Wappen der Herrn von Dürrmenz und von der Umschrift in gothischen Majuskeln ist noch folgendes leserlich: Mich .... urmense (Durmense) ... MCCCIII. Man beabsichtigt dieses alte Denkmal an die Kirchenwand zu stellen, um es vor weiterer Zerstörung zu schützen. Der Begräbnißplatz ist an der westlichen und südlichen Seite noch mit einer Mauer versehen; an der südlichen Mauer sieht man eine römische Handmühle und eine kleine, aus einem Stein gearbeitete rundbogige Nische, vermuthlich ursprünglich einem römischen Gebäude angehörig, eingemauert (s. hier. unten).

Die Burg der Herrn von Dürrmenz (Löffelstelz genannt) steht, wie schon gesagt, noch in Trümmern über jener felsigen Thalwand; zu ihr führt von Mühlacker aus der theilweise noch gepflasterte Burgweg hinan. An drei Seiten war die Burg durch einen breiten Graben geschützt, auf der vierten, gegen das Enzthal hinab, ist sie vollkommen unzugänglich; sie besteht aus einem umfangreichen viereckigen Steinhause, das an den Kanten mit Haustein-Quadern, sonst aus Bruchsteinen, aufgeführt ist. Unten herauf hat das Gebäude kaum ein Fenster, oben aber öffnet sich gegen das Thal hin eine schöne Galerie von drei gedoppelten Bogenfenstern, und ähnliche sind gegen Süden; ihre Formen weisen auf den Anfang des 13. Jahrhunderts; an den stets aus Einem Steine bestehenden Fensterstürzen tritt neben dem Rundbogen der Spitzbogen auf. In dem ganz leeren Innern dehnt sich jetzt ein mit Obstbäumen bepflanzter Grasplatz hin; hier innen bemerkt man noch Spuren eines Umganges auf der Höhe der nördlichen Umfassungsmauer, derselbe stieg gegen Osten hinan, und es ist anzunehmen, daß das Gebäude selbst, der Gestalt des Bodens folgend, gegen Osten, d. h. an der dem Enzthal gerade abgewandten Seite am höchsten war, was sich dann an den Nebenseiten in herabsteigenden Zinnen zeigte. Der Eingang ging durch die Südseite, innerhalb des Steinhauses war jedenfalls ein kleiner Lichthof. Gewölbte Keller mögen noch unter dem hohen Schutt vergraben liegen. Feld, Heide und niederer Wald bilden jetzt die nächste Umgebung der stillen Stätte, von der ein gar lieblicher Ausblick sich darbietet über den grünen, von den sanftblauen Wassern der Enz durchzogenen Thalgrund hinüber an waldige Höhen und dahinter an die feinen Linien der fernen Vogesen. Die Burg gehört jetzt der Gemeinde, die sie 1808 vom Kloster Maulbronn erkaufte.

Das ziemlich alte 1710 von Kammerrath Scheitlin erkaufte Pfarrhaus hat eine schöne Lage in Gärten und ist vom Staat zu unterhalten. Das Rathhaus steht an der Brücke auf der linken Seite

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Maulbronn. H. Lindemann, Stuttgart 1870, Seite 207. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMaulbronn0207.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)