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Im Innern der Kirche ist der Thurm mit einem rippenlosen Kreuzgewölbe überspannt, der Triumphbogen halbrund, das Schiff flachgedeckt und dieses letztere zeichnet sich aus durch viele trefflich geschnitzte hölzerne Emporensäulen; sie haben wechselnde, oft sehr ansprechende, mitunter ans Romanische erinnernde Zierden; an einer derselben steht Jerg 1614, an einer andern Jörg Mayr Zimrm. (Zimmermann). Die Kanzel ruht auf schönem steinernem Stock, der in demselben Stil gehalten ist und die Inschrift trägt: Gott alein die Ehr. 1616. An der Ostwand hängt ein kleines gemaltes Epitaphium des Georg Friderich Scheckh, geb. 22. April 1719, ertrunken 4. März 1728. Früher las man an der Wand folgende Inschrift: Im Jahr 1614 war die hiesige Kirche, als für die über 250 Mann starke Bürgerschaft zu eng, abgebrochen und an ihre Stelle ein schönes hölzernes Gebäude gesetzt, das aber bald zu sinken anfing und lebensgefährlich ward. Ein neuer Kirchenbau, der dadurch nothwendig geworden war, wurde durch die damaligen Kriegszeiten, in deren Folge im Jahr 1649 die Bürgerschaft auf 11 Mann zusammengeschmolzen war, bis 1650 hinausgeschoben, wo dann die hiesigen Bürger, 47 an der Zahl, das hölzerne Gebäude abbrechen ließen und die gegenwärtige Kirche aufführten. – Von den 3 Glocken auf dem Thurme ist die größte, mit Reliefs verzierte, gegossen von C. C. Neubert in Ludwigsburg anno 1821, die dritte ist von demselben 1823 gegossen; auf der zweiten steht: Paulus Strobel von Speyer anno 1750. Über die Verbindlichkeit der Kirchenunterhaltung wird gegenwärtig noch gestritten.

Am südwestlichen Fuße des Burgberges, mitten im zweiten Friedhofe liegt dachlos und halbzertrümmert das alte Peterskirchlein, bestehend aus ganz verschiedenen Theilen. Ursprünglich stand hier eine gothische Kapelle; von ihr ist zu erkennen die Westseite und die Nordseite. Im Jahr 1514 wurde sodann an die Giebelseite (Westseite) ein Thurm und zwar aus Trümmern eines früheren Gebäudes angesetzt, und hiebei die vierte Wand des Thurmes auf den Westgiebel des Kirchleins gestellt. Daher sieht man in seinem Innern noch die Gurtgesimse und die Giebelschrägen der alten Kapelle. Später überließ man das Kirchlein den eingewanderten Waldensern, die es gegen Süden und Osten erweiterten und allenthalben flachbogige Fenster einbrachen; zugleich aber behielten sie das an der alten Südseite gestandene Portal (in geschweiftem Spitzbogen mit der Jahreszahl 1515) bei.

Unten am Thurm umher ist ein sehr alter romanischer Sockel angemauert, und an den Ecken sind große Buckelsteine verwendet; an seiner Südwestecke liest man 1514. An der einen Seite des genannten südlichen Eingangs steht der Grabstein eines Kriegsmannes Franciscus Augae von Dorpien in der Provinz Dauphiné gebürtig,

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Maulbronn. H. Lindemann, Stuttgart 1870, Seite 206. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMaulbronn0206.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)