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vom Kloster Maulbronn erneuert wurde. An der Südwand hängt ein kleines Krucifix und darunter steht: Renovirt an. 1772 durch Martin Hausmann und 1848 durch Jacob Brüstle Schultheiß von Diefenbach. Der mit achtseitigem Zeltdach bedeckte, von schönem schmiedeisernem Kreuz bekrönte Thurm hat gegen oben schießschartenartige Öffnungen und trägt drei neue Glocken, gegossen von Gebrüder Bachert in Kochendorf im Jahr 1867. Die Unterhaltung ruht auf der Stiftungspflege.

Das hübsche bei der Kirche gelegene zweistockige Pfarrhaus wurde 1625 erbaut, diese Jahreszahl findet sich an einem hohen, mit Renaissancezierden geschmückten Steinpfeiler des Pfarrhofes. Die Unterhaltung des Gebäudes hat der Staat. Das am südlichen Ende des Dorfes frei gelegene Rathhaus zeigt schönen alterthümlichen Holzbau und an einem Eckbalken die Jahreszahl 1564; an dasselbe ist die Kelter mit drei Bäumen und einer Trotte angebaut. Der Ort besitzt zwei Schulhäuser, eines oberhalb des Pfarrhauses für die jüngeren Kinder bestimmt mit einem Schulzimmer und einem Gelaß zu Sitzungen des Pfarrgemeinderaths, wurde 1832 erkauft; das andere unterhalb des Pfarrhauses gelegene und 1760 angekaufte dient für die älteren Kinder und enthält zugleich die Wohnung für einen Schulmeister. An den Schulen unterrichten zwei Schulmeister und ein Lehrgehilfe.

Gutes Trinkwasser liefern stets hinreichend 4 Pumpbrunnen. Auch die Markung besitzt gute Quellen; dann fließt der Mettenbach hindurch, der zuweilen die Wiesen überschwemmt. Ein Hungerbrunnen findet sich in der Buchklinge. Ein 7/8 Morgen großer See, der abgelassen werden kann, liegt im Lämmerfeld, früher lag ein solcher, jetzt in Wiesengrund verwandelt, im Entensee, 1/8 Stunde nördlich vom Ort. Eine Wette ist im Ort angelegt.

Vicinalstraßen gehen von hier nach Sternenfels und Zaisersweiher; 10 steinerne Brücken und 2 Stege führen über den Mettenbach; ihre Unterhaltung hat die Gemeinde.

Die Einwohner, von denen 4 über 80 Jahre zählen, sind im allgemeinen fleißige, ordnungsliebende und aufgeweckte Leute, deren Haupterwerbsquellen in Feldbau, Viehzucht und namhaftem Weinbau bestehen; die Gewerbe beschränken sich auf die gewöhnlichen Handwerker, welche theilweise auch nach außen arbeiten. Eine Ziegelei besteht, ferner eine Getreidemühle, die Mettenbachmühle außerhalb des Ortes mit 2 Mahlgängen und einem Gerbgang. Schildwirthschaften sind zwei, Speisewirthschaften eine und Kramläden zwei vorhanden.

Die Vermögensverhältnisse gehören zu den besseren; der begütertste besitzt 30, der Mittelmann 15–18, die ärmere Klasse 3 Morgen Feld. Auf angrenzenden Markungen haben hiesige Bürger

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Maulbronn. H. Lindemann, Stuttgart 1870, Seite 201. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMaulbronn0201.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)