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1227 eine Pfarrei (zu St. Katharina) und eine Kaplanei (Mone, Zeitschr. 5, 200). Erstere wurde 1251 dem Kloster incorporirt und seitdem durch einen ständigen Vikar versehen (Mone, 1, 226 f.), der 13 Scheffel Weizen und ebensoviel Spelz, 14 Scheffel Haber, 1/2 Fuder Wein und den kleinen Zehnten von Unter-Derdingen, sowie von einer Wiese, als Einkommen hatte.

1438 fand hier ein pfälzischer Einfall statt. – 1525 plünderte ein Bauernschwarm die herrenalbische Pflege, und 1535 wurden die Derdinger Bauern selber aufrührerisch.

Auf Derdinger Markung lag in dem Thal gegen Sternenfels, wo sich der früher sogenannte Bernhardsweiher befindet, der abgegangene Ort Bernhardsweiler, welcher 1194–1295 mehrmals vorkommt (Mone, Zeitschr. 1, 109, 247).

Zu der Gemeinde gehören:

b) Groß-Villars, zum kleineren Theil (s. die Ortsbeschreibung von Knittlingen).

c) Die obere Mühle mit 3 Mahlgängen und einem Gerbgang, unterhalb Unter-Derdingen gelegen.

d) Die Ölmühle, liegt 1/4 Stunde östlich vom Mutterort.

e) Unter-Derdingen; 1/4 Stunde nördlich vom Mutterort liegt angenehm zwischen Obstbaumgärten auf der rechten Seite der Kraich und etwas an dem gegen Süden schauenden Thalhang hinangebaut der kleine hübsche Ort mit seinen mittelgroßen, zum Theil ganz aus Stein erbauten Häusern und breiten wohlunterhaltenen Straßen.

Die Kirche stammt aus dem Jahr 1769, dagegen ist der östlich stehende Thurm spätromanisch; gegen Süden erhielt sich in seinem sonst von gothischen Fenstern durchbrochenen ersten Geschosse ein romanisches Rundbogenfenster. Das Innere des Schiffes ist ganz einfach und flachgedeckt, der Triumphbogen noch ursprünglich und halbrund, der Thurm aber hat ein Rippenkreuzgewölbe (die Rippen von halbachteckigem Querschnitt), das von schönen Blätterkonsolen aufsteigt. Den Schlußstein ziert das Lamm Gottes; an den Wänden stehen hier zwei sandsteinerne Grabmäler, eines zeigt das vor dem Gekreuzigten knieende Kind des Vogtes Dreher † 1579; das andere stellt Sebastian Drehers zwei eheliche Hausfrauen mit ihren Kindern dar, gestorben 1564 und 157.. Auf dem von achteckigem, schieferbelegtem Zeltdache bedeckten Thurm hängen 2 Glocken, die eine mit der Umschrift: Dertingen Anno 1699 gossen mich Johann und Stephann die Arnoldt gebirtig aus Lotringen. Soli Deo gloria. Die zweite: Ave maria gratia plena dominus tecum. in nomine patris filii et spiriti sancti. 1634. Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Gemeinde.

Das sehr stattliche Schulhaus wurde 1841 neuerbaut und enthält

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Maulbronn. H. Lindemann, Stuttgart 1870, Seite 199. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMaulbronn0199.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)