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Von Bedeutung ist die Obstzucht, die sich nicht nur mit den gewöhnlichen, sondern auch mit edlen Sorten beschäftigt, indessen das örtliche Bedürfniß nicht vollständig befriedigt.

An Waldungen besitzt die Gemeinde 1012 vorherrschend mit Laubhölzern bestockte Morgen, die jährlich etwa 300 Klafter und gegen 18.000 Stück Wellen ertragen, wovon jeder Bürger 25 Stück Wellen als Bürgergabe erhält, während das übrige Holz verkauft wird, was der Gemeindekasse eine jährliche Rente von 6–7000 fl. sichert.

Eigentliche Weiden bestehen nicht, dagegen wird die Brach- und Stoppelweide an einen Ortsschäfer, welcher vom 25. Juli bis 1. März 500 Stück Bastarde auf der Markung laufen läßt, um 1355 fl. verpachtet; überdies trägt die Pferchnutzung der Gemeinde noch etwa 780 fl. jährlich ein.

Die vorhandenen Gemeindegüter und Allmanden werfen eine jährliche Pachtsumme von etwa 1200 fl. ab.

Was die Viehzucht betrifft, so ist die der Pferde unbedeutend, dagegen die des Rindviehs sehr namhaft und bildet einen besonderen Erwerbszweig, indem neben der eigenen Benützung viel Vieh auf benachbarten Märkten, wie auch nach Baden und Frankreich abgesetzt wird; man züchtet eine mit Simmenthaler gekreuzte Landrace und hat hiezu in den beiden Orten Derdingen und Unter-Derdingen neun Farren aufgestellt.

Die Schweinezucht ist ausgedehnt; es befinden sich 40 Mutterschweine und 5 Eber im Ort und mit gezogenen Ferkeln wird ein einträglicher Handel auf dem Markt in Bretten getrieben; auch werden über den eigenen nicht unbedeutenden Bedarf an gemästeten Schweinen noch ziemlich viele nach außen abgesetzt.

Fischerei (Karpfen und Hechte) treibt auf künstliche Weise ein Ortsbürger in den obengenannten Seen und setzt die Fische meist in Karlsruhe ab.

Von den vorhandenen Armenstiftungen werden die Zinse folgendermaßen verwendet: von 320 fl. und 200 fl. zur Vertheilung von Brod an Pfingsten und am 16. März, ferner von 230 fl. und von 300 fl. zu Anschaffung von Gesangbüchern und von Kleidern an unbemittelte Konfirmanden.

Nach der Volkssage soll Derdingen und Unter-Derdingen früher zusammengehört und einen Ort gebildet haben; so viel ist sicher, daß man zwischen beiden Orten schon auf Grundreste von Gebäuden gestoßen ist; was wohl auch zu dieser Sage Veranlassung gab. Im Thal gegen Sternenfels lag der Ort Bernhardsweiler (s. hier. unten). Auf dem Hagenrain, östlich vom Ort, befindet sich eine große, ein längliches Viereck bildende Schanze. Etwa 1/4 Stunde

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Maulbronn. H. Lindemann, Stuttgart 1870, Seite 197. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMaulbronn0197.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)