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in Ludwigsburg 1845; auf den beiden größeren Glocken sind merkwürdiger Weise unten am Rande natürliche Pflanzenblätter (Salbei u. s. w.) abgegossen. Die Kirche wird von der Gemeinde und der Stiftungspflege unterhalten. Der Friedhof liegt außerhalb des Orts.

Nördlich von der Kirche, durch einen Garten getrennt, steht lang hingedehnt das ganz aus Stein erbaute Pfarrhaus, das frühere herrenalb’sche Stabsamt, ein sehr altes zweistockiges Gebäude mit gothischen Sprossenfenstern; es war bis 1808 die Wohnung der herrenalb’schen Beamten und Geistlichen. Unten in der Hausflur ist ein Grabstein eingemauert mit dem Herrenalber Wappen und: 1553 obiit die Sep....., ferner ein Wappenschild, der eine Kanne enthält; in einer Kammer findet sich das Eberstein’sche Wappen mit der Jahreszahl 1594.

An das vom Staat zu unterhaltende Pfarrhaus stößt nördlich eine alte gothische Kapelle, jetzt als Speicher benützt. Daneben die frühere Herrschaftsküferei, jetzt Privathaus, und westlich von der Kirche steht der große ehemalige herrschaftliche Fruchtkasten, der jetzt unten die Kelter, oben Fruchtböden enthält und bei der Ablösung von der Gemeinde erkauft wurde. Er zeigt noch einen spitzbogigen Eingang und über einem zweiten rundbogigen das württembergische Wappen mit der Jahreszahl 1580. Um den ganzen Pfleghof lief und läuft jetzt zum Theil noch ein gefüllter Wassergraben, und eine Zugbrücke führte zu dem an der südöstlichen Ecke stehenden Doppelthor. Noch zu erwähnen ist ein altes im südwestlichen Theile des Ortes an der Straße nach Knittlingen stehendes Gebäude, das frühere Schafhaus, mit dem Herrenalber Wappen und der Jahreszahl 1486.

Das Rathhaus ist sehr alt und wurde 1835 erneuert.

Das Schulhaus, 1840/41 aus einem ältern Gebäude vergrößert, enthält drei Lehrzimmer und die Wohnungen für zwei Schulmeister.

Die ansehnliche Wohnung des Revierförsters, welche Eigenthum des Staats ist, steht an der Hauptstraße des Orts.

Gutes Trinkwasser liefern stets hinreichend 5 laufende Brunnen und 10 Pumpbrunnen; bei dem Rathhause steht der Hauptbrunnen mit steinerner Brunnensäule, die mit drei Masken und einem Kapitell geschmückt ist; am großen Troge sieht man das württembergische Wappen und 1791. Die Markung ist reich an guten kleineren Quellen; von Bächen fließt darüber die Kraich, die einige nicht bedeutende Zuflüsse empfängt; auch sind 4 ziemlich große Weiher vorhanden: der obere 3 Morgen große Kraichsee, der untere Kraichsee mit 144/8 Morgen, der 64/8 Morgen große Bernhardsweiher und der sog. Grabensee, 22/8 Morgen haltend. Dann besteht noch im Ort eine Wette. Periodisch fließende Quellen (sogenannte Hungerbrunnen) kommen vor.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Maulbronn. H. Lindemann, Stuttgart 1870, Seite 194. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMaulbronn0194.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)