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senden, um dort noch mehr Eilfinger auszuwählen; der Abt aber kehrte nicht zurück. Ein Dichter des Mittelalters besang die guten Weine Württembergs und stellte den Eilfinger oben an. Nikodemus Frischlin sagt 1575 in einem Gedicht aus Veranlassung der Vermählung des Herzogs Ludwig von Württemberg:

„Sodann der starke Eilfinger,
So müd Bein macht, die Zunge schwer.“

Mit dem Kloster Maulbronn kam auch der Eilfingerberg an Württemberg, wurde später der Staatsdomäne einverleibt und blieb in deren Selbstadministration bis zum Jahr 1822; in diesem Jahr wurde er im Aufstreich verkauft und kam in die Hände des Tabakfabrikanten Rapp in Mühlacker, des Kaufmanns Anderwerth in Canstatt, des Bäckermeisters Weiß in Stuttgart und des Amtsschreibers Gmelin in Maulbronn um 8300 fl. Gegenwärtig ist der Eilfinger Berg im gemeinschaftlichen Besitz des Oberamtspflegers Seeger in Maulbronn, des Kunstmüllers Kettner in Berg, der Julius Maiers Erben in Stuttgart und des Tabackfabrikanten Rapp in Mühlacker. Das 434/8 Morgen, 27 Ruthen große zusammenhängende Gut wird daher auch auf gemeinschaftliche Kosten unter Aufsicht eines Weingartmeisters, der in dem sog. Berghaus wohnt, gebaut. Der Wein, sowohl vom Eilfinger Berg, als auch von den übrigen Weinbergen, wird meist im Lande, theilweise auch nach Baden abgesetzt.

In gutem Zustande und immer noch im Zunehmen begriffen ist die Obstzucht, welche sich vorzugsweise mit guten Mostsorten und Zwetschgen beschäftigt und in ganz günstigen Jahren noch einen kleinen Absatz nach außen erlaubt.

Gemeindewaldungen sind keine vorhanden, dagegen etwa 20 Morgen Weide, die nebst der Brach- und Stoppelweide 424 fl. abwerfen, während die Pferchnutzung 220–250 fl. der Gemeindekasse jährlich einträgt; überdies besitzt die Gemeinde neben einzelnen Grundstücken ein zusammenhängendes Hofgut von etwa 145 Morgen (ein Theil des ehemaligen Klosterguts), das sie an die Ortsbürger, je 1 Morgen Acker und 1/2 Morgen Wiesen, verpachtet, was ihr eine jährliche Rente von 1200 fl. sichert.

Die Pferdezucht ist nicht von Bedeutung und die Rindviehzucht wird in mäßiger Ausdehnung getrieben; man hält verschiedene Racen (Neckarschlag, Holländer und Allgäuer Race), die zwei aufgestellten Zuchtstiere sind von Neckarschlag und Simmenthaler Kreuzung. Der Handel mit Vieh ist nicht bedeutend.

Auf der Markung läßt ein Ortsschäfer den Sommer über 150 bis 200, den Winter über 250–300 Stück Bastardschafe laufen. Die Wolle wird meist nach Frankreich abgesetzt.

Von Belang ist die in den Seen betriebene Fischerei, die sich mit Karpfen, Hechten und Schleien beschäftigt und die Fische hauptsächlich

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Maulbronn. H. Lindemann, Stuttgart 1870, Seite 173. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMaulbronn0173.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)