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schwermuthsvoll aufragt. Die ziemlich breiten jetzt rippenkreuzgewölbten Seitenschiffe wirken auch wesentlich mit, namentlich das südliche, welches durch die zehn gothischen Kapellen noch bedeutend erweitert und erhellt wird, und doch war gewiß der frühere Abschluß durch die schlichte, von zehn schlanken Rundbogenfenstern durchbrochene Wand des Seitenschiffes schöner. Das nördliche Seitenschiff bringt kein Licht, weil hier der Kreuzgang angebaut ist.

Gar nicht in Betracht bei der Gesamtwirkung der Basilika kommen die beiden Arme des innen 122′ langen Querschiffes, weil sie niedrig sind und nur mit einem schmalen Rundbogen gegen das Hauptschiff sich öffnen; jeder Arm zerfällt nämlich in einen 13′ breiten, 42′ langen Gang gegen Westen und in je drei ebenso tiefe quadratische Kapellen gegen Osten; alles von Kreuzgewölben, die sich durch massige Rundbögen von einander trennen und meist von stämmigen Ecksäulen ausgehen, übersprengt; die Gewölbe des südlichen Armes sind spitzbogig und rippenlos, die des nördlichen rundbogig und mit Rippen von schwerer rechteckiger Leibung. Düster und dumpf, aber von großem malerischem Reize sind diese niedrigen Hallen. Licht kommt nur durch die in spitzbogige vergrößerten Fenster der Ostwand, aus den Sandsteinmauern dringt überall Feuchtigkeit und hat sie ganz mit dunkelgrünen Flechten und weißlich schimmerndem Sinter überzogen. An der Südwand des rechten Querarmes sieht man eine trefflich mit Schmiedeisenwerk beschlagene Thüre; vom linken Querschiffarm aus führt eine bequeme (zum Theil noch aus romanischer Zeit stammende) Treppe nach dem Dorment, einst die Wohnung der Mönche, jetzt der Zöglinge des Seminars.

Von einfachen Maßverhältnissen der Kirche scheint wohl soviel erwähnenswerth: ihre innere Gesamtbreite beträgt 72′, die Breite des Mittelschiffes 29′, die des südlichen Seitenschiffes 18′, des nördlichen 17′, die der Pfeiler 4′; die innere Gesamtlänge 232′.

Die Breite des Mittelschiffes samt der Pfeilern beträgt also 37′, die der beiden Seitenschiffe 17′ + 18′ = 35′, die Gesamtbreite 72′. Wäre die nördliche Pfeilerreihe nur um 1′ hereingerückt, so hätten wir vollständige Viertheilung mit der Grundzahl 18, der Breite des südlichen Seitenschiffes. Ferner beträgt aber die Entfernung einer Pfeilermitte von der andern 171/2′ (das Mittel aus beiden Seitenschiffen), d. h. die Breite des Mittelschiffes verhält sich zur Pfeileraxenentfernung wie 5 zu 3, und hieraus bilden sich aus 5 Pfeilerabständen im Mittelschiff 3 Quadrate, und in den Seitenschiffen 5 (beinahe quadratische) Rechtecke, und zwar solche, welche im gegebenen Fall dem Quadrat am nächsten kommen. Wir sehen also bei den einmal angenommenen Breitenverhältnissen in der Entwicklung der Längenverhältnisse die möglichste Regelmäßigkeit. Elfmal, genau bis an den Triumphbogen, wiederholen sich diese Pfeilerabstände, der Chor

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Maulbronn. H. Lindemann, Stuttgart 1870, Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMaulbronn0137.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)