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Erhebung über dem Meere von 589′ erreicht, woraus sich ein Einfallen des Buntsandsteins auf eine Entfernung von 21/2 Stunden von 777′ ergiebt. Der Hauptmuschelkalk erreicht auf der Steingrube bei Wurmberg eine Erhebung von 1640′ und fällt unterhalb Knittlingen bis zu 650′ herab; er zeigt demnach auf 41/2 Stunden Entfernung ein Einfallen von 990′. Hiebei ist nicht außer Acht zu lassen, daß man es bei Wurmberg mit den unteren Schichten des Hauptmuschelkalks (die oberen fehlen hier), bei Knittlingen aber mit den obersten Schichten dieser Formation zu thun hat, demnach ist das Einfällen des Muschelkalks in der angegebenen Richtung noch ein weit größeres und darf unbedingt zu 1100′ angenommen werden.

Dieses auffallende Einsenken der Gebirgsschichten gegen Norden und zugleich gegen Osten, wie die Erscheinung, daß normal ältere, tiefer liegende Formationen sich über jüngere, normal höher liegende so beträchtlich erheben, ist nun eine Folge der in der Urzeit stattgefundenen gewaltsamen Emporhebung des Schwarzwaldgebirges, die noch bedeutend in unseren Bezirk hereinwirkte und die Gebirgsschichten in eine so auffallend schiefe Lage brachte.

Das Einfallen der Gebirgsformationen und ihrer Glieder läßt sich an den Enzthalgehängen am deutlichsten wahrnehmen; die Enz läuft bekanntlich bei Pforzheim noch tief im Buntsandstein, verfolgen wir sie thalabwärts, so tritt der Buntsandstein noch ehe er unsern Bezirk erreicht unter die Thalsohle und der Wellenkalk wird der nächste Begleiter des Flusses, auf der rechten Seite bis Dürrmenz, auf der linken bis Enzberg, wo er sich dann an beiden Stellen unter die Thalsohle zieht. Hierauf greift der Fluß in die Anhydritgruppe ein, die ebenfalls bald unter die Thalebene streicht und endlich tritt der Hauptmuschelkalk an die Thalsohle heran und bildet steile hohe Gehänge, die jedoch thalabwärts allmählich niedriger werden und zuletzt außerhalb des Bezirks bei Bietigheim beinahe ganz verschwinden. Aus diesem geht klar hervor, daß die Enz aus normal tiefer liegenden älteren Schichten in höher liegende jüngere einfurcht, während, wenn die Schichten horizontal und nicht auffallend schief liegen würden, gerade das Gegentheil eintreten müßte.

Bei dem Keuper ist das Einfallen der Schichten gegen Norden und Osten in unserem Bezirk ganz unbedeutend, weil auf diesen die Hebung des Schwarzwaldes nicht mehr so kräftig einwirkte.


7. Pflanzen- und Thierreich.
A. Pflanzen.[1]

Die Flora ist im allgemeinen die des warmen württembergischen Unterlandes, nämlich die des Muschelkalks und des Keupers, und


  1. Sehr schätzbare Beiträge lieferten Oberamtsarzt Dr. Bengel in Maulbronn, Apotheker Völter in Knittlingen und Forstwart Karrer in Maulbronn.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Maulbronn. H. Lindemann, Stuttgart 1870, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMaulbronn0035.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)