Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

von der Bottwar durchflossen, an der die Klostermühle mit 2 Gängen stand. Oben an dem Ziegelthor stieß die Mauer an die dem Kloster eigene Ziegelhütte; unfern derselben stand innerhalb der Ringmauer das massiv erbaute Gasthaus mit 3 Stuben, 8 Kammern und Badstuben, seitwärts auf der Mauer gegen die Klostergasse das Pfründhaus, weiter abwärts, ebenfalls auf der Mauer, des Hofmeisters alte und unterhalb desselben, auf der andern Seite des Hauptthors, des Hofmeisters neue Behausung. Über dem Haupteingang war eine Manns- und Weibsperson (Berthold von Blankenstein und dessen Gemahlin Elisabeth) in Stein gehauen, die auf ihren Händen das Kloster trugen; zur Rechten stand die Jahrszahl 1255 und die Inschrift: „das Haus, das ich begehr zu bauen, ist groß, denn groß ist unser Gott.“ Auf der linken Seite: „das Haus, das ich in deinem Namen gebauet habe, ist groß, daß du im Himmel hörest ihr Gebet.“ Links am Eingang stand das Thorhäuschen. Außerdem umschloß die äußere Mauer ein großes Gebäude mit einem Bandhaus und Fruchtböden, eine Kelter mit großem Keller, ein Geschirrhaus, zwei Scheuern, ein Gesindehaus, eine große Zehentscheuer, ein Stallgebäude, eine Wagenhütte und in der Mitte des Hofs ein Back- und Waschhaus, einen Fischteich, einen Rohr- und einen Pumpbrunnen. Innerhalb der zweiten (inneren) Ringmauer lag das Kloster; es bildete mit der Kirche, dem Siechenhaus und dem Beichthaus ein großes Viereck und enthielt im untern Stockwerk 5 Stuben, etliche Nebengemächer und eine Küche, im mittleren Stock waren 55 Zellen und im Dachgeschoß Kornböden. Der Kreuzgang schloß ein starkes Viertel Garten ein. So war dieß Kloster wie eine eigene Stadt von einer doppelten Mauer eingeschlossen, mit fließendem Wasser, Fischteichen, Brunnen, Gärten, Wiesen, Äckern, Weinbergen und den nöthigen Gebäulichkeiten innerhalb seines umfriedigten Bezirks, kurz mit allem versehen, was zu einem angenehmen Unterhalt diente. Außerhalb der Mauer besaß es auf der Ortsmarkung 11 Morgen Weinberge, 210 Morgen Wiesen, 567 Morgen Äcker, 250 Morgen Waldungen und überdieß noch 3000 Morgen Waldungen bei Jux und Spiegelberg. Neben vielen Zehnten, Gefällen, der Fischerei, des Zolls etc. gehörte dem Kloster noch der Lehrhof u. a. (siehe auch unten.) 1

Im Jahr 1643 nahm der französische General Guebriant sein Hauptquartier im Kloster, bei dessen Abzug ließ nach der Sage ein schwedischer Reiter das Wachfeuer in der Klosterkirche fortbrennen; das Feuer verbreitete sich und alle innerhalb der Mauer liegende

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 294. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0294.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)