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versehene Innere der Kirche ist ziemlich freundlich, jedoch durch die Orgel und bemalte Emporen verbaut. Der becherförmige, achteckige, hohle Taufstein stammt noch aus alter Zeit, während die Kanzel im Rococogeschmack ausgeführt ist. Von dem Langhaus führt ein hoch gesprengtes, rundbogiges Triumphthor in den Chor.

Der früher um die Kirche gelegene Begräbnißplatz ist aufgegeben und hiefür ein neuer am westlichen Ende des Orts angelegt worden; auf demselben steht ein mit einem Thürmchen versehenes Todtenhaus. Bemerkenswerth ist, daß die Särge der hier Beerdigten wegen geröllereichen, trockenen Grundes nach 20 Jahren noch ganz erhalten ausgegraben werden; die Skelette liegen dann noch unversehrt in denselben, während das Übrige in schwarzen Moder verwandelt ist, und öfters lassen sich die Umrisse der Kleidungsstücke noch erkennen.

Das unfern der Kirche gelegene, geräumige Pfarrhaus, das nebst Hofraum, Garten und Scheuer mit einer Mauer umfriedigt ist, bildet einen ansehnlichen, wohl geschlossenen Pfarrsitz; die Unterhaltung desselben liegt der Gemeindepflege ob.

Das an der Hauptstraße schön und sommerlich gelegene, gut erhaltene Schulhaus, welches im Jahr 1811 namhaft vergrößert wurde, enthält drei geräumige Lehrzimmer und die Wohnungen des ersten Schulmeisters und des Lehrgehilfen; der zweite Schulmeister wohnt in einem Privathause gegen Hausmiethe-Entschädigung von Seiten der Gemeinde.

Eine Industrieschule wurde vor 36 Jahren von der Tochter des damaligen Pfarrers Helfferich errichtet.

Das frei stehende, stattliche Rathhaus, auf welches drei Hauptstraßen führen, wurde 1614 im Renaissancestyl erbaut und später theilweise verändert; es ist in seinem unteren Geschoß mit Arkaden versehen und an der westlichen, ursprünglichen Vorderseite sind die beiden Ecke abgestutzt und mit schönen Renaissanceverzierungen versehen. Auf dem First sitzt ein Thürmchen mit Glocke und Uhr.

Außer diesen Gebäuden stehen ebenfalls im Eigenthum der Gemeinde: eine große Kelter mit zwei Bäumen, ein Schafhaus und ein Armenhaus; zwei ehemalige herrschaftliche Zehentscheuern sind nun in Privathände übergegangen.

Ein Schleußenwärterhaus, welches dem Staat gehört, liegt 1/4 Stunde nordwestlich vom Ort.

Gegen 20 Pumpbrunnen liefern dem Ort hinreichend gutes Trinkwasser; überdieß fließt der Riedbach durch den nördlichen Theil

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 278. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0278.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)