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demselben befindet sich der h. Benedictus in einem Dornbusch liegend und zu dessen Seiten 2 Wappen, von denen eines den Herren von Weiler angehört. Von dem äußeren Hof gelangt man durch einen rundbogigen Eingang in den inneren geräumigeren Schloßhof; rechts (östlich) vom Eingang steht ein massiver Bau, der im untern Stockwerk die Burgkapelle enthält und an den sich ein viereckiger, gegen 100′ hoher, sehr massiver Thurm, Bergfried, anlehnt, über den malerisch begiebelten, mit wechselnden Anbauen belebten Schloßkomplex majestätisch emporragend; der durchaus fensterlose Thurm hat 10′ dicke Mauern und an der gegen den innern Schloßhof gerichteten Seite 25′ über der Erdfläche einen rundbogigen Eingang. Die an den Buckelsteinen sparsam angebrachten Steinmetzzeichen zeugen von hohem Alterthum und stellen Kreuze, Pfeile, Hämmer etc. dar. Von diesem Thurm lauft die innere sehr starke Umfassungsmauer bis zu der nordöstlichen Ecke der Burg, wo ebenfalls ein viereckiger, kräftiger Thurm steht, der jedoch, wie auch die Verbindungsmauer, in neuerer Zeit theilweise abgetragen wurde. Links (westlich) von dem Eingang in dem innern Schloßhof lehnen sich die Schloßgebäude an, die westliche Seite des Schloßcomplexes bildend; sie enthalten zunächst am Burgthor den Rittersaal mit 3 hohen, schmalen Fenstern gegen den äußern Hof, und überdieß die modern eingerichtete Wohnung der Gutsherrschaft, die Gelasse für den Gutspächter, Stallungen etc. Von den Schloßgebäuden lauft wieder eine Mauer bis zu dem an der nordwestlichen Ecke stehenden Thurme, so daß der ganze innere Hofraum fest geschlossen und umfriedigt ist. Die Burgkapelle, in die 3 sehr schöne, schmale Fenster aus der Übergangsperiode Licht bringen, enthält nur noch ein aus einem Stein gut gearbeitetes Kruzifix, vor dem ein Ritter und seine Gemahlin knieen; unterhalb sind 2 Wappenschilde, von denen einer der Familie von Weiler angehört und die Inschrift „1573 gestiftet von Wolf v. Weiler“ angebracht. An den Wänden der Kapelle bemerkt man noch Spuren von alten Fresken, die leider übertüncht wurden.

Der ganze Schloßcomplex bietet noch das echte Bild einer festen, mittelalterlichen Burg aus der romanischen und der Übergangsperiode mit späteren Zuthaten. Die durchgängig aus Buckelquadern vortrefflich ausgeführten Mauern und Gebäude blicken ernst und seltsam in die gegenwärtige Zeit hinein und machen auf den Beschauer einen bleibenden Eindruck.

Noch tieferen Eindruck hinterläßt die Aussicht von der Rückseite des Schlosses, die zwar nicht zu den ausgedehntesten, aber doch zu

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 269. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0269.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)