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wiesenreiche Thalebene schlängelt sich mit jugendlicher Gebirgsfrische, die mit Weiden und Pappeln malerisch besaumte Bottwar, zu deren linken Seite sich die wohlgerundeten reben- und waldreichen Keuperhöhen, die Ausläufer der Löwensteiner Berge majestätisch erheben, unter denen sich der kräftig gegen das Thal vortretende Lichtenberg mit seinem altehrwürdigen Schloß auf der Stirne, besonders gut ausnimmt und zu dem landschaftlichen Reiz der Gegend wesentlich beiträgt. Auf der anderen (westlichen) Seite erhebt sich in mäßiger Entfernung vom Ort aus flachem, fruchtbarem Ackerlande frei und großartig der Wunnenstein mit seinen verbrüderten Nebenbergen, Forstberg und Kochersberg, die Schönheit der Landschaft vollendend.

Oberstenfeld selbst ist ein ansehnlicher, in die Länge gedehnter Ort, durch den die Landstraße von Groß-Bottwar nach Beilstein führt; von ihr zweigen innerhalb des Dorfs Vicinalstraßen nach Klein-Aspach und Gronau, beziehungsweise Schmidhausen, ab. Die übrigen Seitenstraßen sind enge und winkelig. An den Straßen lagern sich meist gedrängt, die aus Holz erbauten, theilweise mit steinernen Unterstöcken versehenen Gebäude, unter denen sich manches stattliche Bauernhaus geltend macht; überhaupt ist der Ort im allgemeinen freundlich, reinlich und besser aussehend als viele Orte nicht allein im Bezirk selbst, sondern auch im übrigen Württemberg.

Von Groß-Bottwar herkommend überrascht gleich beim Eintritt in das Dorf die etwas erhöht gelegene, münsterartig kräftig sich erhebende, architektonisch sehr interessante Stiftskirche, mit dem anstoßenden, ansehnlichen Stiftsgebäude und dem dazu gehörigen großen Stiftsgarten, welcher der jeweiligen Äbtissin zur Benützung überlassen ist.

Die Stiftskirche, eine der orginellsten, im romanischen Styl erbauten Basiliken unseres Landes, besteht aus einer Unterkirche (Krypta) und einer Oberkirche; die Unterkirche, deren westlicher Theil in sehr frühe Zeit zurückgeht, ist dreischiffig und mit gurtenlosen Kreuzgewölben überspannt, die auf 8 niedrigen mit schlichten Würfelknäufen versehenen Rundsäulen ruhen. Kleine, aus einem Stein gearbeitete Rundbogenfensterchen brachten einst spärliches Licht in diesen still verborgenen heiligen Raum.[1] Über diese Krypta her, über


  1. Bei einer in neuerer Zeit veranstalteten kleinen Nachgrabung in der Krypta, kam man auf dem Boden derselben auf viele, regellos aufgehäufte menschliche Gebeine und eine runde 4′ 3″ hohe und 1′ dicke, aus weißem Marmor gefertigte Säule, die vielleicht ursprünglich einen der 4 Füße des Altartisches bildete.
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 254. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0254.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)