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vierstockiges, massiv erbautes Gebäude, enthält gepaarte Fenster und ist mit einem Walmdach versehen; es bildet ursprünglich zwei beinahe parallel laufende Flügel, die an der Südostseite durch einen Querbau, an der Nordwestseite durch ein Thor verbunden wurden, und einen kleinen Hofraum, den inneren Schloßhof, umschließen, von dem aus ein spitzbogiger Eingang in den nördlichen Schloßflügel führt; an dem gleichen Flügel befindet sich auch ein im Renaissancestyl gehaltener rundbogiger Eingang, über welchem die Jahrszahl 1621 angebracht ist. Das Schloß, die Nebengebäude und die Gartenanlagen ließ der gegenwärtige Gutsherr, Freiherr v. Brusselle-Schaubeck, der hier seinen Wohnsitz hat, nicht nur namhaft verschönern und vergrößern, sondern noch einzelne Gebäude, namentlich ein geschmackvolles Gewächshaus neu erbauen. Zu dem Schloß gehört ein etwa 472 Morgen großes Gut (203 Morgen Äcker, 183 Morgen Wiesen und Gärten, 44 Morgen Weinberge, 42 Morgen Wald), das mit Ausnahme der Waldungen und der Weinberge, theils an Bürger, theils an einen Beständer in Pacht gegeben ist; letzterer bewirthschaftet in 7 Rotationen sehr rationell den in etwa 100 Morgen bestehenden zusammenhängenden Theil des Guts und hat einen sehr schönen Viehstand aufgestellt, der in 35 Stück Melk- und Schmalvieh von Allgäuer-, Simmenthaler- und Holländerrace, 2 paar Ochsen, 4 Simmenthaler Farren und 6 Pferden besteht. Eine zum Schloßgut gehörige Ziegelhütte hat der Beständer, und eine ebenfalls im Eigenthum des Gutsherrn stehende Mühle mit 3 Mahlgängen, einem Hirsengang und einem Gerbgang ein Ortsbürger gepachtet.

Zu der Gemeinde gehört ferner:

Der Forsthof, welcher nur aus einigen Häusern besteht und 1/4 Stunde östlich vom Mutterort auf der Anhöhe frei und angenehm liegt. An demselben zieht die ehemalige von Steinheim herkommende Römerstraße vorüber.

Klein-Bottwar wird im Jahr 1245 als Botebor inferius bezeichnet in der Bulle P. Innocenz IV., worin er dem Stift Backnang seinen hiesigen Besitz bestätigte, im J. 1255 als minus Botebor (Besold Virg. 366). Die Geschichte des einst zum Kanton Kocher gehörigen ritterschaftlichen Orts folgt unten bei Schaubeck, dessen jeweilige Besitzer K. B. innehatten. – Bei der Steuerrenovation des Kantons Kocher von 1759 wurde die Steuer von 66 fl. 22 kr. auf 78 fl. 16 kr. erhöht.

Einzelne Güter besaß immerhin Württemberg, namentlich auch eine Kelter und verschiedene Wein- und Geldgefälle (Reyscher 479).

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 233. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0233.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)